Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!
B. Ehring-Timm: Ich heiße Birgit Ehring-Timm, ich bin Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aurich und Sprecherin des Aktionsbündnisses Gesundheit rund um die Geburt. Als Mutter von drei Töchtern und zweifacher Großmutter ist es mir ein Herzensanliegen, die Situation für (werdende) Eltern rund um die Geburt zu verbessern. Seit mehr als fünf Jahren setzen wir uns mit dem Aktionsbündnis für einen Landesaktionsplan in Niedersachsen ein, der das Nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ landesweit umsetzt.
Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?
B. Ehring-Timm: Mit der neuen niedersächsischen Landesregierung.
Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?
B. Ehring-Timm: Wir würden über einen Landesaktionsplan Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen sprechen, der sowohl die Bedürfnisse der (werdenden Eltern) als auch die natürliche Geburt in den Mittelpunkt stellt. Die neue Landesregierung hat dieses Thema in den Koalitionsvertrag aufgenommen und es ist an der Zeit, über konkrete Umsetzungsstrategien zu sprechen. Die meisten Frauen wünschen sich eine interventionsarme Schwangerschaft und Geburt, eine Betreuung von einer Hebamme durch die gesamte Lebensphase von Schwangerschaft – Geburt – bis zum Ende des ersten Lebensjahrs des Babys. Es ist eine sehr intime Zeit mit vielen neuen Eindrücken und Fragestellungen von der Existenzsicherung über körperliche Veränderungen, Ernährungs- und Versorgungsfragen sowie eine Neudefinition des Familiensystems, die vielschichtige notwendige Weichenstellungen enthält. Da ist es wichtig, dass eine fachkundige Vertrauensperson diesen Prozess begleitet. Die Gesellschaft hat sich verändert: Während sich der Blick immer mehr auf die Berufstätigkeit und Existenzsicherung richtet, geraten Familien mit ihren Bedürfnissen immer mehr in den Hintergrund. Das wird bereits beim Start ins Leben deutlich: Viele Geburtsstationen wurden in den letzten Jahren geschlossen. Das bedeutet für die Schwangeren weitere Fahrtwege bei einer gleichzeitigen Überforderung der verbleibenden Geburtsstationen, die mit gleicher Personalstärke zusätzliche Geburten übernehmen müssen. Es ist dringend erforderlich, dass die Geburtshilfe ausreichend finanziert wird und die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass in der Geburtshilfe die werdenden Eltern mit Baby im Mittelpunkt stehen, eine wohnortnahe Versorgung vorhanden ist – gerne mit einer 1:1 Betreuung - und Wahlmöglichkeiten bestehen. Viele Eltern wünschen sich z. B. eine Hausgeburt oder ein Geburtshaus in ihrer Nähe.
Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrer/Ihrem Gesprächspartner*in eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?
B. Ehring-Timm: Eine auskömmliche Finanzierung der Geburtshilfe. Dies beinhaltet auch die Abschaffung von Fehlanreizen und neue Fördermöglichkeiten für eine wohnortnahe Versorgung mit klinischer und außerklinischer Geburtshilfe. Gemeinsam mit der Bundespolitik gilt es hierfür die Weichen zu stellen. Nur so besteht die Chance auf eine flächendeckende Geburtshilfe in Niedersachsen und reale Wahlmöglichkeiten für werdende Eltern.
Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?
B. Ehring-Timm: Wir setzten derzeit alles dran, um weitere Schließungen von Geburtsstationen zu verhindern. Dafür arbeiten wir am Runden Tisch Geburtshilfe des niedersächsischen Gesundheitsministeriums mit. Wir werden unsere Expertise einbringen und die Frauen mit ihren Bedürfnissen und Bedarfen in den Mittelpunkt stellen.
Aktionsbüro: Danke Birgit Ehring-Timm.