Armutsbetroffene Menschen

Jemand zählt das Kleingeld aus einem Portmonaie

Armutsbetroffene Menschen

Einkommensarmut und ihre Folgen haben viele Facetten. Sie zeigen sich immer auch in einem Mangel an Ressourcen und Chancen – insbesondere auf gesellschaftliche, kulturelle und gesundheitliche Teilhabe. In Deutschland und Niedersachsen sind Menschen in allen Lebensphasen von Armut betroffen. Die gleichbleibend hohen Armutsquoten der letzten Jahre machen deutlich, dass Armut strukturelle Ursachen hat, die systematisch und nachhaltig auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene bearbeitet werden müssen.

Die LVG und AFS behandelt Armut und soziale Benachteiligung als Querschnittsthema in allen Arbeitsbereichen. Durch Sensibilisierung, Beratung, Vernetzung und (kommunale) Strukturbildung, soll den Folgen von Armut in unterschiedlichen Lebensphasen entgegengewirkt werden.

Hintergrund

In Deutschland ist etwa jede 6. Person von Armut betroffen. Je nach Messung (hier Nettoäquivalenzeinkommen), Altersgruppe oder Region variieren die Armutsquoten deutlich. Besonders häufig von Armut betroffen sind:

  • Kinder, insbesondere aus alleinerziehenden und kinderreichen Familien
  • Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen
  • Erwerbslose und Langzeitarbeitslose
  • Menschen mit Migrationshintergrund
  • Ältere Menschen

Da Armut ein komplexes gesellschaftliches Problem ist, werden verschiedene Ansätze für die Bestimmung von Armut, Armutsrisiken und deren Folgen herangezogen. An Bedeutung gewonnen hat in diesem Zusammenhang der Lebenslagenansatz, der die Folgen von Armut in materielle, kulturelle, gesundheitliche und soziale Lage untergliedert. Aspekte wie Überschuldung, frühkindliche und schulische Bildung, Beruf oder Arbeitslosigkeit, materielle Entbehrungen, Wohnen, körperliche und seelische Erkrankungen, soziale Isolation, u.v.m. lassen sich diesen vier Dimensionen zuordnen.

Beim Blick auf die Lebensphasen wird deutlich, dass je nach Altersgruppe ein höheres Armutsrisiko vorherrscht: So sind Kinder unter 15 Jahren mit rund 20 % deutlich häufiger von SGB-II-Leistungen abhängig als andere Bevölkerungsgruppen. Besonders frühe und andauernde Armutserfahrungen wirken sich negativ auf die aktuelle Entwicklung und spätere Teilhabe aus. Ziel von Gesundheitsförderung und Prävention ist es daher, einerseits strukturelle Benachteiligungen zu reduzieren und andererseits Menschen zum Durchbrechen der eignen Armutsspirale zu befähigen.

Ziele

Ziel unserer Arbeit ist, Armutsfolgen zu vermeiden, die Teilhabechancen armutsbetroffener Menschen zu erhöhen und gleichzeitig Zugänge zu gesundheitsförderlichen Angeboten und Unterstützungsleistungen zu erleichtern. Dafür braucht es eine umfassende Strategieentwicklung und nachhaltige Strukturbildung.

Die LVG & AFS setzt an den folgenden Punkten an und adressiert professionelle Akteur:innen wie die Dialoggruppen selbst:

  • Sensibilisierung für das Thema Armut und seine Folgen
  • Sensibilisierung für das Thema Gesundheit
  • Stärkung der Gesundheitskompetenz
  • Entwicklung und Verankerung von Strategien zur Prävention von Armutsfolgen
  • Etablierung eines passgenauen Unterstützungssystems
  • Abbau von Zugangsbarrieren
  • Systematische Vernetzung verschiedener Akteur:innen und Organisationen

Potenziale

Zwar können Armutsprävention, Gesundheitsförderung und Prävention nicht das Auftreten von Armut verhindern; sie können aber für den notwendigen Veränderungsbedarf sensibilisieren und Wege zur Vermeidung der Armutsfolgen aufzeigen. Durch eine kontinuierliche armutssensible Ausrichtung von Strategien und Strukturen lassen sich mittel- bis langfristig umfassendere Teilhabechancen für alle etablieren – insbesondere auch für arme Menschen.

Herausforderungen

Eine nachhaltige Armutsprävention braucht Ressourcen (Zeit / Kontinuität, Personal und finanzielle Mittel) und die Zusammenarbeit vieler Akteur:innen unterschiedlicher Disziplinen.

Ebenso vielschichtig wie die Dimensionen von Armut sind die Herausforderungen bei der Arbeit mit armutsbetroffenen Menschen. Denn es gibt nicht „die Armen“! Damit die Unterstützung bei denjenigen ankommt, die sie am dringendsten benötigen, sind folgende Fragen zentral:

  • Was sind die Belange, Bedarfe und Bedürfnisse der Menschen?
  • Wie kann die Dialoggruppe erreicht werden? Welche Zugangswege sind geeignet?
  • Wie kann Stigmatisierung entgegengewirkt werden? 

Neben (kommunalen) Ansätzen braucht es eine grundsätzliche Veränderung auf bundespolitischer Ebene, die arme Menschen vom dauerhaften Erleben von Mangel, Verzicht und Chancenlosigkeit befreit.

Unsere Handlungsansätze

Zur Prävention von Armutsfolgen und Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit möchten wir die Anliegen armer Menschen in der Lebenswelt Kommune adressieren; also dort, wo Menschen aufwachsen, leben, einkaufen, arbeiten oder Bildungseinrichtungen besuchen. Daneben sind für uns folgende Handlungsansätze grundlegend:

  • Prozessbegleitung und Fachberatung beim Aufbau integrierter Strategien zur Gesundheitsförderung und Prävention in Kommunen
  • Vernetzung kommunaler Akteur:innen
  • Kooperation mit öffentlichen und freien Träger:innen der Jugendhilfe, Gesundheitsämtern, Wohlfahrtsverbänden, Bildungseinrichtungen, Jobcentern, Agenturen für Arbeit und weiteren kommunalen Institutionen und Organisationen
  • Partizipation der Dialoggruppen und Fachleuten der Kommune
  • Information, Sensibilisierung und Qualifizierung von kommunalen Multiplikator:innen