Corona-Pandemie

Stoffmasken am Kleiderhaken

Corona-Pandemie

Vor dem Corona-Virus sind nicht alle Menschen gleich. Auch in der Pandemie sind sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen im Vergleich zu sozial besser Gestellten vermehrt von gesundheitlichen Belastungen betroffen. In Bremen und vielen anderen Kommunen wurde dies allein beim Blick auf die Infektionszahlen deutlich: In benachteiligten Stadtteilen wurden oft deutlich höhere Inzidenzen als in bessergestellten Stadtteilen vermeldet.

Auch unabhängig von der unmittelbaren Infektionsgefahr hat die Pandemie für viele Bevölkerungs- und Altersgruppen gesundheitliche Belastungen verschärft. Kontaktbeschränkungen, lange Phasen eines rein digitalen Unterrichts, Studiums oder Arbeitens sowie der Spagat zwischen Berufstätigkeit, Schule und Familienleben haben auch auf das psychische Wohlergehen, soziale Teilhabechancen und die körperliche Gesundheit vieler Menschen negative Auswirkungen.

 

Hintergrund

Der sozioökonomische Status ist eng mit dem Gesundheitszustand verknüpft – das zeigt sich einmal mehr in der Corona-Pandemie: Sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen infizieren sich häufiger mit dem Coronavirus, sind öfter von schweren Erkrankungsverläufen betroffen und versterben in deren Folge häufiger. In Bremen, aber auch in anderen Kommunen, zeigte sich bereits seit der zweiten Infektionswelle ein ungleich verteiltes Infektionsgeschehen. In benachteiligten Stadtteilen und Regionen lagen die Fallzahlen deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Als mögliche Ursachen hierfür werden verschiedene Faktoren wie beispielsweise beengter Wohnraum, Beschäftigungsverhältnisse, die kein Home Office zuließen, die Nutzung des ÖPNV, der Bildungsgrad und eine damit einhergehende geringere Gesundheitskompetenz sowie sprachliche Barrieren betrachtet.

Ziele 

Die LVG & AFS war bzw. ist im Rahmen zweier Projekte in sozial benachteiligten Quartieren in Bremen und Bremerhaven aktiv, um Bewohner*innen und Multiplikator*innen zu Fragen rund um die Corona-Pandemie zu informieren und zur Bewältigung der negativen gesundheitlichen Folgewirkungen der Pandemie beizutragen. Darüber hinaus sensibilisieren und informieren wir im Rahmen von Newslettern und Fachveranstaltungen über die besonderen Lebenslagen und Unterstützungsbedarfe besonders benachteiligter Gruppen.

Wesentliche Ziele unserer Arbeit in diesem Themenfeld sind:

  • die Sensibilisierung für den Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Lage, dem Erkrankungsrisiko sowie weiteren Auswirkungen der Pandemie auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen
  • die niedrigschwellige, passgenaue Aufklärung von Einwohner*innen und Multiplikator*innen in sozial benachteiligten Quartieren zu Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen sowie zur Schutzimpfung gegen Corona
  • die Etablierung von Strukturen zur Gesundheitsförderung insbesondere auf Quartiersebene
  • die Bewältigung der negativen gesundheitlichen Folgewirkungen der Pandemie, wie etwa Veränderungen im Ernährungsverhalten, Bewegungsmangel und Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit
  • die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung

Potenziale

Durch niedrigschwellige, zielgruppenspezifische Angebote in benachteiligten Quartieren können Personen erreicht werden, die über andere Informationswege, zum Beispiel aufgrund von Sprachbarrieren, nicht angesprochen werden. So lassen sich Fragen direkt beantworten und Unsicherheiten können abgebaut werden.

Die zur Informationsvermittlung im Bereich der Corona-Pandemie aufgebauten Strukturen und das durch die Arbeit erlangte Vertrauen von Bewohner*innen und Stadtteilakteur*innen sind zudem auch zukünftig für weitere Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention nutzbar.

Herausforderungen

Die Corona-Pandemie und die entsprechenden Infektionsschutzmaßnahmen greifen tief in unser Leben ein und können Sorgen und Ängste, aber auch Frustration oder Verärgerung hervorrufen. Bei der Aufklärung zu Themen rund um die Pandemie ist es daher umso wichtiger, empathisch und anerkennend zu kommunizieren. Die Bewohnerschaft in den Quartieren ist zudem vielfältig – die dort angesiedelten Angebote sind deshalb auf diverse Dialoggruppen zuzuschneiden. So müssen zum Beispiel Spezifika wie Alter, Geschlecht, Einwanderungsgeschichte, sprachliche Barrieren und Bildungsstand Beachtung finden.

Unsere Handlungsansätze

Die LVG & AFS setzt bei ihren stadtteilbezogenen Unterstützungsangeboten im Rahmen der Corona-Pandemie auf eine niedrigschwellige und zielgruppenspezifische Informationsvermittlung. Dabei werden zum einen die Bewohner*innen direkt angesprochen und zum anderen auch Ehrenamtliche und weitere Multiplikator*innen einbezogen. Neben individuellen Informationsgesprächen werden Vorträge, Gesprächskreise oder Workshops sowie weitere Angebote und Projekte zur Stärkung der Gesundheitskompetenz durchgeführt.

Darüber hinaus sensibilisieren Veranstaltungen und Newsletter für die besondere Lage und Unterstützungsbedarfe von benachteiligten Bevölkerungsgruppen während der Corona-Pandemie.

Ein zentrales Ziel unserer Arbeit in diesem Themenfeld ist die Kooperation und Vernetzung von und mit Akteur*innen auf Landes-, regionaler-, kommunaler und Stadtteilebene.