Landesstelle Psychiatriekoordination Niedersachsen

Liebe Leser*innen,

na nu?! Schon wieder ein Newsletter? Das Jahr schreitet mit großen Schritten voran. Das spiegelt sich auch bei uns in der LSPK wider, sodass wir Ihnen heute abermals Neuigkeiten und wichtige Informationen zur Verfügung stellen können.

Sie möchten auf eigene Veranstaltungen, Neuigkeiten, Projekte oder Stellenangebote aufmerksam machen? Schicken Sie uns gerne eine E-Mail an info@psychiatriekoordination-nds.de

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!
Landesstelle Psychiatriekoordination Niedersachsen

1. Aktuelles aus der LSPK

Jetzt anmelden! Dritte Lesereihe „Lesungen im Dialog“ startet
Lesen im Dialog, das heißt: mit den Autor*innen lesen und über das Gelesene sprechen. 90 Minuten abschalten. Gemeinsam abtauchen und gefangen genommen werden von den Erfahrungen und Inspirationen der Autor*innen. 

Am 04. Mai 2023 steht das Buch „Be your change – Wege aus dem Gefühlschaos von Jugendlichen für Jugendliche” im Mittelpunkt der Lesung. Dieses Gemeinschaftsprojekt der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Ellen Orbke und der jungen Expert*innen basiert auf der Idee, Jugendlichen Möglichkeiten und Wege zur Stärkung der Selbstwirksamkeit und Ressourcen aufzuzeigen. Die jugendlichen Expert*innen berichten: Was hat in der Therapie gewirkt? Was war hilfreich und wie kann die eigene Entwicklung vorangetrieben werden? Es erwarten Sie persönliche Therapieerfahrungen, Anstöße zu Veränderungen und mutmachende Aspekte.
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Am 12. Oktober 2023 setzen wir die Lesung fort. Dieses Mal ist Prof. Dr. med. Arno Deister, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, unser Gast. Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft der Psychiatrie. Die Herausforderungen werden immer größer. Der Zuwachs an Innovationen aus Wissenschaft und Technik ist enorm, findet aber nur schleppend Anwendung in der Praxis. Vor diesem Hintergrund befragt Arno Deister in seinem Buch „Zukunft. Psychiatrie – Herausforderungen, Konzepte, Perspektiven“ Kolleg*innen zu fachlichen, ethischen, sozialen und ökonomischen Kernthemen, die zu einer Sicherstellung einer guten ambulanten psychiatrischen Versorgung beitragen können. Auf welche Aspekte er bei seinen Gesprächen gestoßen ist und was eine gute psychiatrische Versorgung der Zukunft ausmacht, erzählt er uns bei der Lesung.
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2. Aktuelles aus Niedersachsen

Psychiatrisch häusliche Krankenpflege (p-HKP)
Gemeindepsychiatrie ohne psychiatrisch häusliche Krankenpflege (p-HKP) ist heute in Niedersachsen undenkbar. Niedersachsen übernimmt eine herausragende Rolle in der Implementierung und Umsetzung von p-HKP. Der erste Pflegedienst mit psychiatrischer Ausrichtung nahm seine Arbeit im Jahr 1995 auf. Mittlerweile ist die Zahl der Dienste auf 44 angewachsen. Ein absoluter Gewinn für die niedersächsische Versorgungslandschaft. So hat die p-HKP doch das Ziel psychiatrische Krankenhausbehandlung zu vermeiden oder zu verkürzen (§37 Abs. 1 SGB V, Krankenhausvermeidungspflege) und/oder Ziele der ärztlichen Behandlung (§37 Abs. 2 SGB V, Sicherungspflege) zu sichern. Gerade Menschen mit schweren Erkrankungsverläufen profitieren von dem Versorgungsangebot enorm. Zudem ist die p-HKP ein wichtiges Versorgungselement, wenn es um die Umsetzung neuer Versorgungsmodelle, wie z.B. StäB oder KSVPSych-RL geht. Diese fokussieren sich zumeist auf einen direkten und lückenlosen Übergang vom Krankenhaus in die Praxis, auf weniger vermeidbare Krankenhausaufenthalte und Brüche beim Wechsel zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. 

Aktuell befindet sich Niedersachsen auf einem Scheideweg: Nach der Tariftreueregelung sind alle Fachdienste dazu angehalten, ihre Mitarbeiter*innen in der ambulanten psychiatrischen Versorgung so zu bezahlen, wie dies in den Krankenhäusern nach geltendem Tarif umgesetzt wird. Eine Umsetzung der Forderungen ist allerdings mit der aktuellen Vergütung je Versorgungseinheit nicht möglich. 
Die bereits vor einigen Jahren gegründete Verhandlungskommission hat ihre Kräfte gebündelt, um die Entlohnungsbedingungen in der ambulanten psychiatrischen Pflege zu verbessern. 40 der 44 Dienste gründeten ein Kollektiv. Aus diesem Kollektiv stellten 38 Dienste ihre Daten (Personalkosten, Leitungskosten, Sachkosten, NettoAZ und Fahrtzeiten) zur Verfügung, um den aktuellen IST-Stand den Kostenträgern darzulegen und zu belegen, dass durch die erhöhte Vergütungsstrukturen die Fachdienste defizitär arbeiten. 
Sollten die Verhandlungen selbst mit anwaltlicher Unterstützung nicht auf fruchtbaren Boden stoßen, werden wir das Angebot der p-HKP in der Fülle bald nicht mehr in Niedersachsen wiederfinden. Unmöglich sind die Folgen abzuschätzen: Was passiert mit den Patient*innen, die sich aktuell in der Versorgung befinden? Wie wird es möglich sein den Verlust dieses Versorgungselementes zu kompensieren? Wer übernimmt die Rolle zwischen den ambulanten und stationären Schnittstellen? 

Wir als LSPK hoffen, dass sich die Parteien kompromissbereit zeigen und eine schnelle, für alle Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann. 
 

Abschlussveranstaltung: Projekt zur Aufbereitung von Versorgungspfaden und modularen Wegweisern für Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten
Am 24.03.2023 fand die Abschlussveranstaltung des Projektes statt. 105 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Bereichen nahmen an der ausgebuchten Veranstaltung teil. 

Eröffnet hat die Veranstaltung der Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Dr. Andreas Philippi mit einer Videogrußbotschaft. Er verwies auf die große Bedeutung des Themas. Prof. Dr. Michael Kölch rief in seinem Vortrag dazu auf, die Segmentierung der vielfältigen Angebote in den unterschiedlichen Systemen und Sektoren aufzubrechen, sodass sich präventive und komplexe Interventionen ergänzen. Einen wichtigen Part übernehmen die beratenden Stellen – zum Beispiel die Erziehungsberatungsstelle. Sie ist die erste Anlaufstelle, wenn das Wechselspiel zwischen Gesundheit und kindlicher bzw. jugendlicher Entwicklung aus den Fugen gerät. 

In den anschließenden Workshops wurde rege über Möglichkeiten der Implementierung der gelungenen Materialien diskutiert. Ein Aspekt, der zum Nachdenken anregte, war die Fragestellung nach der Übertragung der Materialien in die Kommune und von der Kommune in die mitwirkenden Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Es bedarf einer verantwortlichen Koordination innerhalb der Kommune, um die Materialien zu etablieren. Zudem wurde diskutiert, ob eine niedersachsenweite Koordinationsstelle für die Umsetzungsbegleitung hilfreich wäre. 

Festzuhalten bleibt, dass die erarbeiteten Pfade und Steckbriefe eine gute Orientierung im Dschungel der Angebote bieten. Sie können helfen, die Behandlung und Versorgung aktiv mitzugestalten, indem die Nutzenden wissen, was sie von dem jeweiligen Angebot erwarten können. 

Die Versorgungspfade und die Angebotssteckbriefe des Versorgungssystems sind auf der Webseite der LSPK einsehbar und herunterladbar.

3. „Good to know“

Klimawandel und Psychische Gesundheit
Ein Thema für die Psychiatrie? Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) sieht es als brandaktuell, sich den Wirkmechanismen, Auswirkungen und Folgen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit zu stellen. Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg als neuer Präsident der DGPPN legt seinen wissenschaftlichen Fokus u. a. auf die Ökologische Psychiatrie. In diesem Zuge wurde eine Task-Force „Klima und Psyche“ gegründet. Diese Task-Force hat in einem ersten Schritt ein Positionspapier erarbeitet, welches Evidenzen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Psyche zusammenfasst und Handlungsempfehlungen für eine klimaneutrale Psychiatrie aufführt. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit ist somit ein wichtiges Thema der Zukunft.
 

Screening auf Schwangerschaftsdepression
Vielleicht erinnern Sie sich an die Lesung im Dialog vom 09.12.2021. Dort berichte Carlotta Frey eindrücklich von ihrer erlebten Schwangerschaftsdepression. Das späte Erkennen und Intervenieren führte bei Frau Frey zu einem langen Behandlungsverlauf. 

Jede zehnte Frau erkrankt während oder nach der Schwangerschaft an einer Depression – häufig unerkannt. Um betroffenen Frauen möglichst frühzeitig helfen zu können, entwickelte die Arbeitsgruppe „Screening peripartaler Depressionen“ unter Leitung von Susanne Simen, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiterin der Mutter-Kind-Tagesklinik des Klinikums Nürnberg, ein Screeningtool auf Schwangerschaftsdepression. Das Tool zeigte erste Erfolge. Die Arbeitsgruppe ist Teil des Innovationsprojektes „UPlusE – U-Untersuchung für Kinder PLUS Eltern beim Pädiater zur Förderung der kindlichen Entwicklung mit Impuls aus frauenärztlicher Schwangerenvorsorge“. Ziel ist es, das Screeninginstrument in die Vorsorgeuntersuchungen der Schwangerschaft zu implementieren.
 

Personalmangel in psychiatrischen Krankenhäusern
Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen (PsychVVG) sind psychiatrische Krankenhäuser und Fachabteilungen verpflichtet, offen zu legen, mit welchem Personal sie ausgestattet sind. Dies sollte zu mehr Transparenz über die Einhaltung von Mindestpersonalvorgaben führen. Im Januar veröffentlichte das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), dass ca. 50 Prozent der Krankenhäuser für Kinder- und Jugendpsychiatrie und knapp 40 Prozent der psychiatrischen Krankenhäuser im zweiten Halbjahr 2021 mit zu wenig personellen Ressourcen arbeiten. Der Fachkräftemangel und strukturelle Probleme in der Versorgung von psychisch erkrankten Menschen wurden so verdeutlicht. Ziel muss es nun sein, neue Versorgungsmodelle als Alternativen zum stationären Aufenthalt zu nutzen, um einen zielgerichteten Personaleinsatz zu befördern und im Sinne der Patient*innen zu handeln. Welche weiteren Forderungen bzw. Konsequenzen der Auswertung zu erwarten sind, ist zu diskutieren. 

Alle bisherigen Ausgaben finden Sie auf unserer Website:
www.psychiatriekoordination-nds.de/newsletter

Impressum

Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.

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Telefon: 0511 / 388 11 89 - 0
E-Mail: info@gesundheit-nds-hb.de
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Twitter: @LVGundAFS

Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) ist ein gemeinnütziger, unabhängiger und landesweit arbeitender Fachverband für Gesundheitsförderung, Prävention und Sozialmedizin mit Sitz in Hannover. Mitglieder sind Institutionen und Personen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich.