Psychiatrisch häusliche Krankenpflege (p-HKP)
Gemeindepsychiatrie ohne psychiatrisch häusliche Krankenpflege (p-HKP) ist heute in Niedersachsen undenkbar. Niedersachsen übernimmt eine herausragende Rolle in der Implementierung und Umsetzung von p-HKP. Der erste Pflegedienst mit psychiatrischer Ausrichtung nahm seine Arbeit im Jahr 1995 auf. Mittlerweile ist die Zahl der Dienste auf 44 angewachsen. Ein absoluter Gewinn für die niedersächsische Versorgungslandschaft. So hat die p-HKP doch das Ziel psychiatrische Krankenhausbehandlung zu vermeiden oder zu verkürzen (§37 Abs. 1 SGB V, Krankenhausvermeidungspflege) und/oder Ziele der ärztlichen Behandlung (§37 Abs. 2 SGB V, Sicherungspflege) zu sichern. Gerade Menschen mit schweren Erkrankungsverläufen profitieren von dem Versorgungsangebot enorm. Zudem ist die p-HKP ein wichtiges Versorgungselement, wenn es um die Umsetzung neuer Versorgungsmodelle, wie z.B. StäB oder KSVPSych-RL geht. Diese fokussieren sich zumeist auf einen direkten und lückenlosen Übergang vom Krankenhaus in die Praxis, auf weniger vermeidbare Krankenhausaufenthalte und Brüche beim Wechsel zwischen stationärer und ambulanter Versorgung.
Aktuell befindet sich Niedersachsen auf einem Scheideweg: Nach der Tariftreueregelung sind alle Fachdienste dazu angehalten, ihre Mitarbeiter*innen in der ambulanten psychiatrischen Versorgung so zu bezahlen, wie dies in den Krankenhäusern nach geltendem Tarif umgesetzt wird. Eine Umsetzung der Forderungen ist allerdings mit der aktuellen Vergütung je Versorgungseinheit nicht möglich.
Die bereits vor einigen Jahren gegründete Verhandlungskommission hat ihre Kräfte gebündelt, um die Entlohnungsbedingungen in der ambulanten psychiatrischen Pflege zu verbessern. 40 der 44 Dienste gründeten ein Kollektiv. Aus diesem Kollektiv stellten 38 Dienste ihre Daten (Personalkosten, Leitungskosten, Sachkosten, NettoAZ und Fahrtzeiten) zur Verfügung, um den aktuellen IST-Stand den Kostenträgern darzulegen und zu belegen, dass durch die erhöhte Vergütungsstrukturen die Fachdienste defizitär arbeiten.
Sollten die Verhandlungen selbst mit anwaltlicher Unterstützung nicht auf fruchtbaren Boden stoßen, werden wir das Angebot der p-HKP in der Fülle bald nicht mehr in Niedersachsen wiederfinden. Unmöglich sind die Folgen abzuschätzen: Was passiert mit den Patient*innen, die sich aktuell in der Versorgung befinden? Wie wird es möglich sein den Verlust dieses Versorgungselementes zu kompensieren? Wer übernimmt die Rolle zwischen den ambulanten und stationären Schnittstellen?
Wir als LSPK hoffen, dass sich die Parteien kompromissbereit zeigen und eine schnelle, für alle Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann.
Abschlussveranstaltung: Projekt zur Aufbereitung von Versorgungspfaden und modularen Wegweisern für Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten
Am 24.03.2023 fand die Abschlussveranstaltung des Projektes statt. 105 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Bereichen nahmen an der ausgebuchten Veranstaltung teil.
Eröffnet hat die Veranstaltung der Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Dr. Andreas Philippi mit einer Videogrußbotschaft. Er verwies auf die große Bedeutung des Themas. Prof. Dr. Michael Kölch rief in seinem Vortrag dazu auf, die Segmentierung der vielfältigen Angebote in den unterschiedlichen Systemen und Sektoren aufzubrechen, sodass sich präventive und komplexe Interventionen ergänzen. Einen wichtigen Part übernehmen die beratenden Stellen – zum Beispiel die Erziehungsberatungsstelle. Sie ist die erste Anlaufstelle, wenn das Wechselspiel zwischen Gesundheit und kindlicher bzw. jugendlicher Entwicklung aus den Fugen gerät.
In den anschließenden Workshops wurde rege über Möglichkeiten der Implementierung der gelungenen Materialien diskutiert. Ein Aspekt, der zum Nachdenken anregte, war die Fragestellung nach der Übertragung der Materialien in die Kommune und von der Kommune in die mitwirkenden Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Es bedarf einer verantwortlichen Koordination innerhalb der Kommune, um die Materialien zu etablieren. Zudem wurde diskutiert, ob eine niedersachsenweite Koordinationsstelle für die Umsetzungsbegleitung hilfreich wäre.
Festzuhalten bleibt, dass die erarbeiteten Pfade und Steckbriefe eine gute Orientierung im Dschungel der Angebote bieten. Sie können helfen, die Behandlung und Versorgung aktiv mitzugestalten, indem die Nutzenden wissen, was sie von dem jeweiligen Angebot erwarten können.
Die Versorgungspfade und die Angebotssteckbriefe des Versorgungssystems sind auf der Webseite der LSPK einsehbar und herunterladbar.