Newsletter
01 / 2024

Logo, Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt
Kleinkind, das warm angezogen den Waldboden erkundet.

Liebe Leser:innen,

das Frühjahr versucht schon, sich gegen den Winter durchzusetzen und lockt mit ersten Blüten und zarten Sonnenstrahlen. Das Leben in der Natur erwacht, und passend dazu möchten wir Ihnen den 1. Newsletter des Jahres 2024 zusenden. In üblicher Weise finden Sie Aktuelles aus dem Aktionsbüro und Neues aus der Wissenschaft, gefolgt von Medien-Empfehlungen und Veranstaltungshinweisen. In unserer "Best Practice"-Rubrik stellen wir Ihnen den Osnabrücker Familienvorbereitungskurs „Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ vor.

Sie haben Wünsche, Kommentare, Tipps und Beiträge für die nächste Newsletter-Ausgabe? Schreiben Sie gerne eine E-Mail an: aktionsbuero-geburt@gesundheit-nds-hb.de.

Viel Spaß beim Lesen und einen sonnigen und bunten Start in den Frühling wünscht Ihnen das Team vom Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen!

Besuchen Sie auch die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen.

   AKTUELLES

Projektverlängerung und eine neue Kollegin
Wir freuen uns, dass wir nun ganz offiziell die weitere Förderung des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt für das Jahr 2024 bekanntgeben können. Mit dem Start des neuen Jahres heißen wir außerdem herzlich unser neues Teammitglied Laura Ebert willkommen. Sie übernimmt als Fachreferentin den zuvor vakanten Stellenanteil. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und werden sie in den kommenden Wochen im Rahmen der regulären Netzwerktreffen nach und nach persönlich vorstellen.

Digitale Mittwochsfortbildungen und Fachtag
Am 27. März und am 15. Mai haben wir in diesem Jahr die ersten beiden Angebote im Rahmen unserer digitalen Mittwochsfortbildungen platziert. Inhaltlich geht es um die Themen „Leere Wiege – Professionelle Begleitung früh verwaister Eltern“ und „Klimawandel und Hitzewellen – eine neue Gesundheitsgefährdung im geburtshilflichen Kontext“. Am 5. Juni wird unser Fachtag rund um den Themenschwerpunkt „Eltern werden in Zeiten von Knappheit und Krise – (ethische) Konflikte und mögliche Lösungsstrategien“ in der Akademie des Sports stattfinden. Für alle Veranstaltungen sind Fortbildungspunkte bei der Ärztekammer Niedersachsen und beim Niedersächsischen Hebammenverband beantragt worden. Die Veranstaltungen am 27. März und am 05. Juni sind zudem vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie als Fortbildung im Rahmen des Schwangerschaftskonfliktgesetzes anerkannt worden.

Website
Unsere Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert, um Ihnen aktuelle Informationen in den Bereichen Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft zu bieten. Entdecken Sie aktuelle Themen und Veranstaltungen, und teilen Sie uns gerne interessante Veranstaltung zur Veröffentlichung auf der Website des Aktionsbüros über das Kontaktformular mit.

Wir laden Sie herzlich ein, die Website zu erkunden und uns Ihr Feedback mitzuteilen. Neue Impulse und Themenwünsche sind jederzeit willkommen!  

Netzwerkarbeit
Im Dezember fand das vierte Treffen im Rahmen des länderoffenen Austauschs zum 9. Nationalen Gesundheitsziel statt, an dem 11 Bundesländer teilnahmen. Schleswig-Holstein stellte als Good-Practice-Beispiel ein Fördermodell für Humanmilchbanken vor, das von 2021 - 2023 mit einer Anschubfinanzierung gefördert wurde. Es laufen (zum Zeitpunkt des Treffens leider noch nicht erfolgreich abgeschlossene) Gespräche mit den Kostenträgern zur Übernahme in die Regelversorgung, da alle Häuser weitermachen möchten. Von ähnlichen Projekten berichten auch die Bundesländer Thüringen und Nordrhein-Westfalen (NRW). Des Weiteren kam ein Input vom Netzwerk Gesund ins Leben, dass sich und die Kampagne Becoming Breastfeeding Friendly sowie die Nationale Stillstrategie vorstellte. Abschließend wurde anhand eines praktischen Beispiels aus NRW gezeigt, wie Stillförderung unter optimaler Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Familien und Kinder in der Geburtsklinik umgesetzt werden kann. Es folgte ein Brainstorming zu weiteren Möglichkeiten der Stillförderung auf Landesebene, die auch die ambulanten Versorgungsbereiche mit einbeziehen. Das nächste Treffen wird im Frühjahr stattfinden.

Mit den niedersächsischen Hebammenzentralen besteht ein kontinuierlicher Austausch und eine gute Kooperation. So konnte Silvia Vihs von der Hebammenzentrale Hannover für den oben angekündigten Vortrag zum Thema Hitze und Schwangerschaft im Rahmen der digitalen Mittwochsfortbildung des Aktionsbüros gewonnen werden.

Im Februar gab es ein Präsenztreffen mit den Mitarbeitenden des Aktionsbündnisses Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen. Auf der Tagesordnung stand neben dem Bericht aus dem Aktionsbüro der Bericht des Aktionsbündnisses über das Gespräch mit Frau Dr.in Arbogast aus dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung im Dezember 2023. Nach diesem Gespräch wurde direkt ein Folgetermin zur Fortsetzung des Dialogs für Ende Februar vereinbart. Weiterhin wurde von der Arbeit des Netzwerkes Gute Geburtshilfe Niedersachsen berichtet. Auch diese Initiative hatte ein Treffen mit Frau Dr.in Arbogast. Ein weiteres Thema war der Arbeitsbereich der Schwangerenvorsorge. Hier fehlt vielfach Evidenz bezüglich des Nutzens sowohl bei den in den Mutterschaftsrichtlinien empfohlenen Routinevorsorgeuntersuchungen als auch bei den IGeL-Leistungen und es gibt Handlungsbedarf. Am Ende des Treffens erfolgte die Verabschiedung von Birgit Ehring-Timm, der langjährigen Sprecherin des Bündnisses. Durch ihr Ausscheiden ist nun leider auch keine Teilnehmende aus dem Kreis der Gleichstellungsbeauftragten mehr im Bündnis vertreten. Bisher konnte noch keine Nachfolgerin gefunden werden.

In Hannover konstituiert sich derzeit organisiert durch Susanne Huhndorf (2. Vorsitzende des Hebammenverbandes Niedersachsen e. V. und Kreissprecherin für Hannover) das Netzwerk „Gute Geburtshilfe in der Region Hannover“. Für den 29.10.2024 ist eine Auftaktveranstaltung im Großen Saal des Freizeitheims Vahrenwald geplant. Das Ziel des Netzwerkes ist die gute Versorgung und ein harmonisches Zusammenspiel von ambulantem und klinischem Setting im Betreuungsbogen von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und im ersten Lebensjahr des Kindes unter Einbeziehung aller Beteiligten in der Lebenswelt der Frauen und Familien analog des Nationalen Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die Geburt". Die Organisator:innen haben die Vision, dass die Region Hannover eine Vorreiter:innenrolle in Niedersachsen und über die Grenzen hinaus einnehmen könnte, wenn Frauen und deren Familien, Hochschulen, Kliniken, gynäkologische Praxen, Kinderärzt:innen, alle Hebammen, Verbände und Vereine sich gemeinsam im Netzwerk organisieren.

   WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Temporal trends in microplastic accumulation in placentas from pregnancies in Hawaiʻi (Zeitliche Trends in Bezug auf die Anreicherung von Mikroplastik in Plazenten aus Schwangerschaften auf Hawaii)

Rodrigo Barbano Weingrill, Men-Jean Lee, Paula Benny et al.

An der Universität von Hawaii hat ein Forscher:innenteam jeweils 10 Proben von gefrorenem Plazentagewebe aus den Jahren 2006 und 2013 und 10 frische Proben aus dem Jahr 2021 auf Mikroplastik (MP) untersucht. Dabei konnte sowohl bezüglich der Menge (von durchschnittlich 4,1 Plastikpartikel in sechs der untersuchten 10 Proben von jeweils 50 g Plazentagewebe im Jahr 2006 auf durchschnittlich 15,5 Partikel in allen zehn Proben im Jahr 2021) als auch der Größe der Plastikpartikel (von 2,82 µm im Jahr 2006 auf 15,14µm in 2021) ein Anstieg festgestellt werden. Die meisten Partikel waren transparent. Auch die Zusammensetzung der Plastikpartikel veränderte sich im Laufe der Jahre. In den Proben aus dem Jahr 2006 dominierte Polypropylen (22,73 %) vor Polyester (22,73 %), Polyvinylchlorid (18,18 %), Polyurethan (13,64 %) und Polyethylenvinylacetat (9,09 %). Im Jahr 2021 war der Anteil von Polyester (13,41 %) am höchsten vor Polyethylenterephthalat (12,19 %), Polyethylenvinylacetat (12,19 %) und Polypropylen (10,97 %).

Die Ergebnisse zeigen über einen Zeitraum von 15 Jahren einen alarmierenden Anstieg sowohl bzgl. der Anzahl der Plazenten, die MP-Partikel enthalten, als auch bzgl. der Menge der MP pro Keimblatt und der MP-Partikelgröße. Dieser Anstieg geht einher mit der Zunahme der weltweiten Kunststoffproduktion, des Konsums und der Umweltverschmutzung. Da die Bevölkerung von Hawaii aufgrund des hohen Fischkonsums (starke Belastung mit Plastikpolymeren durch belastete Meere), des hohen Anteils von importierten landwirtschaftlichen Produkten in Plastikverpackungen und Müllverbrennung aufgrund von fehlenden Recyclingzentren einer besonders hohen Exposition mit Plastikpolymeren ausgesetzt ist, lassen sich diese Zahlen nicht ohne weiteres auf andere Teile der Weltbevölkerung übertragen. Dennoch ist die Tendenz beunruhigend. Zudem ist die Stichprobengröße sehr klein und lässt bisher keine Rückschlüsse auf mögliche Gesundheitsprobleme zu, die sich aus der Ansammlung von MP während der Schwangerschaft für Mutter und/oder Kind ergeben könnten. Interessant ist in jedem Fall die im Fazit beschriebene Möglichkeit, aus menschlichen Plazenten ein internationales nicht-invasives Echtzeit-Überwachungssystem für die Umweltverschmutzung durch Plastik und die Exposition während der Schwangerschaft zu entwickeln.

Die Arbeit ist in Environment International erschienen und ist über Elsevier kostenlos im Volltext erhältlich.

Epidemiologisches Bulletin – Aktuelle Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten und Publik Health

Robert Koch Institut

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat im Epidemiologischen Bulletin 3/24 ihre geänderte Standard-Empfehlung zur Indikationsstellung für die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB) veröffentlicht. Neben Menschen mit spezifischen Grunderkrankungen, beruflich gefährdeten Personen und Reisenden in Hochendemiegebiete wird die Impfung nun auch für Säuglinge und Kleinkinder unter 5 Jahre empfohlen. Säuglinge sollen im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten drei Impfdosen mit dem Impfstoff 4CMenB (Bexsero) nach dem 2+1 Schema erhalten, da das Risiko für eine invasive MenB-Erkrankung nach Angaben der Kommission im ersten Lebensjahr am höchsten ist. Bis zum fünften Geburtstag wird für alle bisher noch nicht geimpften Kinder die Nachholimpfung empfohlen. Zur Vermeidung von Fieber und Schmerzen wird begleitend zur Impfung eine prophylaktische Paracetamol-Gabe empfohlen.

In den vergangenen fünf Jahren erkrankten in Deutschland im Mittel jährlich 3,5 pro 100.000 Säuglinge und 1,0 pro 100.000 Kleinkinder im Alter von einem bis vier Jahren an einer invasiven MenB. Damit ist die Erkrankung zwar insgesamt sehr selten, verläuft aber häufig sehr schwer und hat eine Letalität von etwa acht Prozent. Zudem leiden Überlebende häufig an Langzeitfolgen wie Hydrocephalus, Hörverlust, Epilepsie, psychischen Störungen, chronischem Nierenversagen, Amputationen und einer insgesamt verminderten Lebensqualität.  

Electronic cigarettes versus nicotine patches for smoking cessation in pregnancy: a randomized controlled trial (E-Zigaretten versus Nikotinpflaster zur Rauchentwöhnung in der Schwangerschaft: eine randomisierte kontrollierte Studie)

Peter Hajek, Dunja Przulj, Francesca Pesola et al.

Eine Schwangerschaft ist für Frauen oft ein guter Zeitpunkt, das Rauchen aufzugeben, um ihre eigene Gesundheit zu schützen. Gleichzeitig können sie so auch die Startchancen ihres Kindes verbessern, denn Rauchen in der Schwangerschaft führt zu einem niedrigeren Geburtsgewicht, erhöht das Risiko für eine vorzeitige Plazentalösung sowie für Fehl- oder Frühgeburten und auch für den plötzlichen Kindstod. Da aber auch in der Schwangerschaft die Sucht häufig stärker ist als die guten Vorsätze, wurden in diversen randomisierten Studien Nikotinpflaster zur Unterstützung der Rauchentwöhnung eingesetzt. Obwohl alle Studien zeigten, dass die Nikotinpflaster und auch andere Ersatzprodukte in der Schwangerschaft sicher sind, wurde in Tierversuchen eine embryotoxische bzw. teratogene Wirkung beobachtet, so dass die Präparate in Deutschland in die Schwangerschaftskategorie 6 fallen, aus der sich eine relative Kontraindikation ableiten lässt. Zudem zeigte sich eine unregelmäßige Verwendung der Pflaster durch die Schwangeren, weshalb die Chancen auf den Rauchstopp in den Studien als eher gering beschreiben wurde. In der SNAP-Studie („Smoking, Nicotine, and Pregnancy“) lag die Compliance bei nur 7,2 %. Die ärztliche Verordnung der Pflaster erfolgte aus diesen Gründen oft nur ungern.

Eine randomisierte Studie des Wolfson Institute of Population Health in London, die 2018/19 an 24 Zentren durchgeführt wurde und 1.140 Schwangere mit der Bereitschaft zur Abstinenz einschloss, zeigte, dass eine unterstützende Behandlung mit E-Zigaretten häufiger zum Erfolg bei der Rauchentwöhnung führte als die Substitution mit Nikotinpflastern. Zudem war die Compliance der E-Zigaretten höher: 47,3 % nutzten die E-Zigaretten im Verlauf der Schwangerschaft, während nur 21,6 % die Nikotinpflaster verwendet hatten. Gegen Ende der Schwangerschaft war die Nutzungsrate aber auf 33,8 % versus 5,6 % abgefallen. Die Effektivität der Nikotinsubstitution war bedauerlicherweise insgesamt gering. In der E-Zigaretten-Gruppe schafften es gerade 6,8 % der Schwangeren, ganz auf das Rauchen zu verzichten. In der Nikotinpflaster-Gruppe waren es sogar nur 3,6 %. Die Studienergebnisse wurden 2022 in Nature Medicine veröffentlicht und sind im Volltext zugänglich. Eine sekundäre Analyse ist 2023 veröffentlicht worden und ebenfalls im Volltext erhältlich.

Effect of alternatively designed hospital birthing rooms on the rate of vaginal births: Multicentre randomised controlled trial Be-Up (Einfluss alternativ gestalteter Krankenhaus-Geburtsräume auf die Rate vaginaler Geburten: Multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie Be-Up)

Getrud M. Ayerle, Elke Mattern, Sabine Striebich et al.

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte klinische Studie „Effekte der Geburtsumgebung auf den Geburtsmodus und das Wohlbefinden von Frauen am Geburtstermin: eine randomisiert kontrollierte Studie (RCT) (Be-Up)“ untersuchte von April 2018 bis Mai 2021 in 22 deutschen Krankenhäusern, ob die Umgebung und Ausstattung des Gebärraums den Verlauf einer Geburt beeinflussen. Zudem wurde untersucht, ob sich eine aufrechte Geburtsposition auf das Gefühl der Selbstbestimmtheit von gebärenden Frauen auswirkt. Die Ergebnisse zeigten, dass die alternative Geburtsumgebung die aufrechte Haltungen und Bewegung während der Wehen fördert und die Rate vaginaler Geburten erhöhte. 3.719 Teilnehmerinnen konnten für die Studie gewonnen werden. Etwa 89 % der Kinder wurden im alternativ ausgestatteten Gebärraum (Be-Up-Raum) vaginal geboren, im Vergleich zu einer durchschnittlichen Rate von 74 % in herkömmlichen Kreißsälen. Überraschend sank jedoch auch in der Kontrollgruppe, die in herkömmlichen Kreißsälen geboren hatte, die Kaiserschnittrate deutlich, und der Anteil natürlicher Geburten stieg. Zudem konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen den mütterlichen Körperpositionen während der Wehen und dem Empfinden von Selbstbestimmtheit bei den Frauen nachgewiesen werden. Die Forscher:innen betonen jedoch, dass die Ergebnisse darauf hinweisen, dass die Gebärumgebung allein keinen unabhängigen Effekt auf die Rate vaginaler Geburten hat. Vielmehr spielen die Motivation der Frauen und des medizinischen Personals zu einer vaginalen Geburt sowie die Aufklärung eine entscheidende Rolle. Die Studienergebnisse sind im Volltext zugänglich. Weitere Informationen zur Be-Up-Studie finden sich auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

   BEST PRACTICE

In dieser Rubrik wird ein Best-Practice-Beispiel vorgestellt, das dazu beiträgt, das Angebot und/oder die Unterstützung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr in einer Region zu verbessern. In diesem Newsletter wird das Projekt „Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ - Ein Osnabrücker Familienvorbereitungskurs vorgestellt.

Im Osnabrücker Raum wird mit „Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ schwangeren Frauen und werdenden Vätern ein innovativer Familienkurs angeboten, der bereits mehr als 2000 Eltern erreicht hat. Auf Anregung einer Hebamme und einer Frauenärztin konnte die Katholische Familienbildungsstätte e. V. (FABI) für die Idee eines präventiven Elternkurses gewonnen werden, der in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) gestaltet wurde.

„Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ ergänzt die medizinische Betreuung der gynäkologischen Praxen und die Geburtsvorbereitung der Hebammen. Das Training besteht aus sechs Treffen à 135 Minuten - mit vier Treffen vor der Geburt des Kindes und zwei weiteren danach, gemeinsam mit dem Baby.  Ab der 16. Schwangerschaftswoche sind 8 bis 14 werdende Eltern je Kurs willkommen, um sich frühzeitig auf ihren neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Die Kursleitung wird von speziell geschulten Trainerinnen und Trainern übernommen, wobei drei Treffen gemeinsam geleitet werden, um spezielle Themen, die werdende Mütter und Väter unterschiedlich interessieren, zu behandeln. Der Kurs gibt neben Infos zu Elternzeit und -geld wertvolle Tipps zum Umgang mit dem Neugeborenen: die erste Zeit mit dem Baby, Veränderung als Familie, das Verstehen kindlicher Signale, Wickeln sowie Tragen und Halten des Kindes. Dies geschieht durch anschauliche Videos, praktische Übungen, Material zum Nachlesen und in Gesprächen, die den Austausch mit den anderen werdenden Eltern fördern. Nach der Geburt werden die Erfahrungen, die die Eltern während und nach der Entbindung des Kindes gemacht haben, angesprochen und geteilt; danach wird der Alltag mit dem Kind und die Bewältigung der vielgestaltigen neuen Anforderungen erörtert. Es geht darum, die Wahrnehmungs- und Beobachtungsgabe der Teilnehmenden zu stärken und sie für die Signale ihres Kindes zu sensibilisieren.

Besonderer Wert liegt bei „Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ darauf, kultursensitiv und inklusiv zu arbeiten und so verschiedene kulturelle Hintergründe und Perspektiven der Elternschaft einzubinden. Ziel ist die individuelle Kursgestaltung und Vermeidung schablonenhafter Abläufe. Die Kurse werden an verschiedenen Standorten angeboten: u.a. in der FABI, im Mehrfamilienhaus, im Klinikum Osnabrück und im Marienhospital. Viele Eltern nutzen „Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ als Gelegenheit, sich mit anderen Müttern und Vätern weiterhin zu vernetzen und so einer möglichen Isolation vorzubeugen. Die Teilnahmegebühren für eine Einzelperson betragen 42,00 Euro und pro Paar 75,00 Euro. Ermäßigungen sind möglich. Die Gesamtfinanzierung des Eltern-Modells wird vom Stadt- und Landkreis Osnabrück, dem Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration, von lokalen Stiftungen und privaten Sponsoren getragen. Kooperationen bestehen mit Kinder- und Jugendhilfeträgern, Netzwerken der „Frühen Hilfen“, Beratungsstellen, Hebammen, gynäkologischen Praxen, Geburtskliniken und familienfreundlichen Betrieben.

2021 wurde „Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ durch Prof. Eickhorst von der Hochschule Hannover evaluiert. Das Ergebnis zeigte die erwartete hohe Kompetenz und Resilienz der teilnehmenden Eltern. Ziel ist es, „Fit für den Start…und das Baby kann kommen“ dauerhaft als präventives Angebot im Bereich „Gesundheit rund um die Geburt“ zu verankern. Geburts- und Familienvorbereitung gehören zusammen!

   MEDIENTIPP

Mit Lili im Wald: Neue Broschüre bringt Kindern den Lebensraum Wald und seine Bewohner näher

Titelbild des Buchtipps: Ein Baby! Wie eine Familie entsteht

Die Broschüre "Grüne Schätze: Mit Lili im Wald“ präsentiert den Wald mit seinen vielen Facetten für Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse. Entwickelt von Umweltpädagogen der Region Hannover bietet die 60-seitige Veröffentlichung Aufgaben, Rätsel und Spielideen. QR-Codes ermöglichen den Zugang zu Videos, in denen Umwelt-Entdeckerin Lili Löwenmaul Fachleute befragt. Kinder lernen aktiv über Bäume, Pflanzen, Tiere, aber auch über Klimawandel und Fotosynthese. Die Broschüre fördert nicht nur Wissen, sondern auch Spaß, Spiel und Bewegung im Freien. Verfügbar ist die Broschüre kostenlos zum Download oder in gedruckter Form.

ARD-Story: Wer bekommt das Sorgerecht? Wenn der Streit ums Kind eskaliert

Etwa 14.600 Mütter und Väter haben 2021 laut Statischem Bundesamt das Sorgerecht für ihr Kind verloren. "Es ist wie ein nicht enden wollender Alptraum", sagt Stefanie aus Dortmund, als sie erzählt, wie sie das Sorgerecht für ihren Sohn verloren hat. Häufig passiert es, wenn Eltern nach einer Trennung so zerstritten sind, dass eine gemeinsame Fürsorge nicht mehr möglich ist. Die ARD-Story „Wer bekommt das Sorgerecht? Wenn der Streit ums Kind eskaliert“ berichtet anhand von zwei emotionalen Beispielen über die schwierigen Themen Sorgerechtsstreit, Bindungsintoleranz und das Leben der betroffenen Kinder.

Praxisanleitung im Hebammenstudium

Titelbild des Buchtipps: Praxisanleitung im Hebammenstudium

Herausgeberin Lena Agel gibt unterstützt durch ein kompetentes Autor:innenteam eine  praxisorientierte  Einführung in die Arbeitsbereiche einer Praxisanleiter:in und zeigt, wie Lernprozesse im Hebammenstudium mit pädagogischer Kompetenz und methodisch-didaktischer Vielfalt gestaltet und begleitet werden können.

Das Buch vermittelt einen guten Überblick über die Handlungsbereiche und hält sowohl für Neueinsteiger:innen als auch erfahrenen Praxisanleiter:innen viele hilfreiche Tipps bereit. Es zeigt beispielhaft, wie eine planvolle und passgenaue Praxisanleitung Studierende befähigt, die für den Hebammenberuf erforderlichen Skills zu entwickeln, reflektiert zu arbeiten und Selbstvertrauen zu bekommen. Damit wird ein wichtiger Grundbaustein für ein erfolgreiches und motiviertes Studium gelegt, der sich langfristig auch positiv auf das spätere Berufsleben auswirken wird. (SSdW)

LENA AGEL (HRSG.): Praxisanleitung im Hebammenstudium. Thieme-Verlag, Stuttgart, 2023, 168 Seiten, ISBN 978-3-13-244326-6, 50,00 Euro

Gebären wie eine Feministin

Titelbild des Buchtipps: Gebären wie eine Feministin

Milli Hill, Journalistin und Gründerin des Netzwerkes Positive Birth Movement bezeichnet Geburten als „das eine feministische Thema, über das niemand spricht“. Mit ihrem Buch möchte sie in Frage stellen, welche Entscheidungen gebärende Frauen wirklich frei treffen und welche sich vielleicht nur nach freier Entscheidung anfühlen, tatsächliche aber durch vielfältige Einflüsse wie Kultur, Geschichten aus dem Umfeld, Werbung, Fernsehserien und -Dokumentationen (mit „typischen Krankenhausgeburten im Bett auf dem Rücken liegend“) geprägt wurden. All diese Einflüsse können Gebärenden den Eindruck vermitteln, so würden „Geburten eben ablaufen“. Milli Hill möchte Entscheidungen rund um das Thema Geburt und die Erfahrungen, die Menschen beim Gebären machen, im Licht der Menschenrechte neu bewerten. Der feministische Blick soll Gebärende dazu befähigen, eine deutlich größere Bandbreite an Entscheidungen treffen zu können. (SSdW)

MILLI HILL (DEUTSCH VON SARAH HEIDELBERGER): Gebären wie eine Feministin – Dein Körper – Dein Baby – Deine Entscheidung. Magas Verlag, Bonn, 2022, 334 Seiten, ISBN 978-3949537074, 22,00 Euro

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   VERSCHIEDENES

Fachtag Klischeefrei?!
Am 15. Dezember richtete das Koordinierungszentrum Frühe Hilfen – Frühe Chancen zusammen mit den Teams Tagesbetreuung für Kinder, Gleichstellung und Wirtschaftsförderung den Fachtag Klischeefrei?! im Haus der Region Hannover aus. Die Region Hannover hat sich 2021 auf den Weg gemacht, aktiver Teil der Initiative Klischeefrei (Schirmherrin Elke Büdenbender) zu werden. Ziel ist es, bundesweit junge Menschen in ihrer Vielfalt dabei zu unterstützen, einen Beruf zu finden, der zu ihrer individuellen Persönlichkeit und Lebensplanung passt. Die Initiative wendet sich damit gezielt an Multiplikator:innen, die die Bildungs- und Berufswege von Menschen begleiten.

Der Fachtag hatte in diesem Kontext die klischeefreie Elternschaft und klischeefreie Erziehung in den Frühen Hilfen, Krippe, Kita und Tagespflege im Fokus, um frühzeitig die Vielfalt und Einzigartigkeit von Kindern und Familienformen zu schätzen und individuell zu betrachten. Kinder sollen in ihrer Vielfältigkeit wahrgenommen werden und freie Entwicklungsmöglichkeiten haben, die sie unabhängig von Geschlechterklischees in ihrer Individualität stärken. Dabei kommt sowohl den Eltern als auch den Fachkräften der Frühen Hilfen und den Fachkräften in den Kitas eine große Bedeutung zu. Ziel des Fachtages war, Fachkräfte für diese Aufgabe zu sensibilisieren, tradierte Geschlechterrollen zu hinterfragen, Vielfalt wertzuschätzen, für Veränderungen offen zu sein, Empathie zu fördern und das Selbstbewusstsein von Kindern und Familien zu stärken. Nach den Grußworten diskutierten der Entwicklungspsychologe Prof. Dr. Andreas Eickhorst und die Psychoanalytikerin, Kinder-, Körper- und Paartherapeutin Prof. Dr. Helga Krüger-Kirn zu Geschlechterstereotypen und klischeefreier Elternschaft. Es folgte eine Workshopphase zu den Themen Role Models und Familienformen mit Mona Achterberg (audit berufundfamilie und Charta der Vielfalt), Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Themen in der Kita: „Bin ich ein richtiges Mädchen?“ - „Ich möchte kein Junge mehr sein! mit Renata Golebiewski (Kitaleitung, Uetze) und Rosa/Hellblau-Falle oder die Frage: „Was wird es denn? mit Esther Vogt (Hebamme), die mit einer Blitzlichtrunde im Plenum abgeschlossen wurde. Am Ende der lebhaften Veranstaltung sollte die Klischeefrei Siegelübergabe an den Kindergarten Dudensen und den evangelischen Lukaskindergarten stehen, die der Initiative bereits beigetreten sind. Die Vertreterinnen konnten leider aus Krankheitsgründen nicht anwesend sein, daher wird dies in einer separaten Feierstunde nachgeholt.

Mental Load – Do you Equal Care?
Während im beruflichen Kontext die sinnvolle und faire Organisation, Planung und Verteilung der Aufgaben durch eine dafür qualifizierte Person (Manager) als ein besonders relevanter und verantwortungsvoller (und daher gut bezahlter) Teil der Arbeit akzeptiert ist, wird diese Aufgabe bei der Care-Arbeit oft völlig vergessen. Die Mental Load oder „unsichtbare Last der Verantwortung“ als bedeutsamer Anteil der Care-Arbeit bleibt auch in modernen Familienkonzepten häufig unbeachtet und wird daher kaum wertgeschätzt, tragen doch vermeintlich alle ihren Teil zum gelingenden Familienleben bei.

Es ist aber ein großer Unterschied, ob eine Person ihre „Mithilfe“ in Haushalt und Familienarbeit anbietet oder ob eine Person diese Verantwortung letztendlich trägt. Und es ist gar nicht so einfach, eine passgenaue individuelle Lösung zu finden, die am Ende alle zufriedener macht. Der Mental Load-Test@home versteht sich als eine Einladung zum Gespräch über die Verteilung der Care-Arbeit im Privaten sowohl für kinderlose Paare, Paare mit Kindern und Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen. Ausprobieren lohnt sich! Mehr Infos gibt es bei der INITIATIVE EQUAL CARE.

Abschlussberichtes der unabhängigen Regierungskommission der Bundesregierung zur Leihmutterschaft im Frühjahr erwartet
Saskia Weishaupt, Obfrau der Grünen im Gesundheitsausschuss des Bundestags, hat zum Frühjahr die Veröffentlichung des Abschlussberichtes der unabhängigen Regierungskommission der Bundesregierung zur Überprüfung der Legalisierung der nicht kommerziellen Leihmutterschaft angekündigt. Bisher ist Leihmutterschaft in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz und das Adoptionsvermittlungsgesetz verboten. In die Überprüfung dieses Verbots kommt nun möglicherweise Bewegung. Da sowohl rechtliche, ethische als auch gesundheits- und gesellschaftspolitische Aspekte beachtet werden müssten, beschreibt Weishaupt den Prozess der Legalisierung der nicht kommerziellen Leihmutter¬schaft als „komplex“ und warnt - basierend auf den Erfahrungen aus anderen Ländern - vor der Gefahr des Missbrauchs aus nicht altruistischen Motiven. Die rechtspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag Katrin Helling-Plahr hält dagegen, dass aus ihrer Sicht eher allen mit klaren Bedingungen für eine altruistische Leihmutterschaft in Deutschland gedient wäre und der Staat selbstbestimmt handelnden Frauen nicht verwehren sollte, helfen zu dürfen. Für sie ist eher die Sorge vor Missbrauch im Ausland ein Grund, die Leihmutterschaft in Deutschland zu erlauben. Sie weist darauf hin, dass Leihmutterschaft im Ausland auch derzeit bereits von Deutschen, die genügend Geld haben, in An¬spruch genommen wird und gibt zu bedenken, dass Leihmütter im Ausland teilweise aus wirtschaftlicher Not heraus handeln und zudem die medizinischen Standards dort oft nicht den deutschen Maßstäben entsprächen. Die Kommission berät neben dem Verbot der Leihmutterschaft auch über Eizellspenden und eine mögliche Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs außerhalb des Strafrechts.

Niedersachsens Gesundheitsregionen erhalten Unterstützung für drei neue Projekte
Drei Niedersächsische Gesundheitsregionen erhalten für die Förderperiode ab 2024 finanzielle Unterstützung für innovative Projekte. Das Niedersächsische Sozialministerium hat in Zusammenarbeit mit Kooperationspartner:innen vielversprechende Vorhaben ausgewählt. Dazu gehören Initiativen zur Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern, die Erprobung von Lots:innen in der kinderärztlichen Versorgung sowie die Stärkung von Laien-Ersthilfe im Notfall. Die ausgewählten Projekte sind:

  • Kinder psychisch kranker Eltern - Früher Kontakt, Diagnostik und Hilfe (Gesundheitsregion Delmenhorst)
    Die Gesundheitsregion Delmenhorst wird im Aufbau eines sektorenübergreifenden und multiprofessionellen Hilfesystems für Kinder und Jugendliche mit mindestens einem psychisch- oder suchterkrankten Elternteil unterstützt. Das Projekt beinhaltet die Visualisierung regionaler Daten, die Entwicklung von Curricula und Weiterbildungsinitiativen für relevante Berufsgruppen.
  • KIDZ-GENIAL - Kinder zusammen stärken (Gesundheitsregion Gifhorn)
    In der überörtlichen Gemeinschaftspraxis für Kinder und Jugendmedizin Gifhorn – Wolfsburg – Isenbüttel wird der Einsatz einer sozialen Fachkraft als Lots:in erprobt. Diese wird niedrigschwellig in der Arztpraxis eine eigene Sprechstunde anbieten und mehrsprachige Beratung sowie Begleitung durch das komplexe Hilfesystem ermöglichen.
  • Erleben - Erhöhung der Überlebensrate nach Herzstillstand durch Laien-Ersthilfe (Gesundheitsregion Vechta)
    Ziel des Projektes der Gesundheitsregion Vechta ist, die Akquise von Ersthelfer:innen durch eine hauptamtliche Koordinierungsstelle zu professionalisieren. Zusätzlich sollen Angebote für die Ersthelfenden entwickelt werden, um ihnen nach belastenden Einsätzen Gespräche und psychosoziale Notfallnachsorge anzubieten.

14. Landestagung des Hebammenverbandes Niedersachsen e. V. am 06. Februar 2024 in Hildesheim
Zum Oberthema „Frau im Mittelpunkt“ hatte der Hebammenverband Niedersachsen e. V.  (HVN) im Februar zur Landestagung nach Hildesheim eingeladen. Die 1. Vorsitzende Hilke Schauland begrüßte die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes e. V., Ulrike Geppert-Orthofer, die Referentinnen sowie etwa 150 Teilnehmende. Susanne Huhndorf, die 2. Vorsitzende des HVN, machte zu Beginn der Veranstaltung darauf aufmerksam, dass am 6. Februar auch der internationale Tag gegen Female Genital Mutilation and Cutting (FGM_C) begangen wird. Jährlich sterben viele Mädchen und Frauen in Folge dieser schweren Verletzung, die auch im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt zu ernsthaften Komplikationen führen kann. Seit 2013 ist FGM_C in Deutschland verboten. Dennoch ist es auch weiterhin wichtig, sich vehement gegen diese insbesondere in arabischen und afrikanischen Staaten noch immer weit verbreitete Praxis einzusetzen. Vor Ort gab es die Möglichkeit, bei einer Unterschriftenaktion gegen FGM_C zu zeichnen.

Im weiteren Verlauf hörten die Teilnehmenden nach der Begrüßungsansprache der Präsidentin spannende Vorträge von Dr.in Barbara Hartung zum Gender Pay Gap, Oliwia Hälterlein referierte über den Mythos Jungfernhäutchen und Ulla Henscher sprach über die Prävention von Beckenbodenstörungen. Am Nachmittag folgten Vorträge von Dr. Helmut Jäger zu Stressmanagement und Belastung sowie von Hilke Schauland und Sarah Suilmann zur S3-Leitlinie Vaginale Geburt am Termin. Anschließend sprach Bettina Schöne über Gewalt in der Geburtshilfe und Prof.in Dr.in Christiane Schwarz hielt den Abschlussvortrag zur Partizipativen Entscheidungsfindung. Im Anschluss konnte bei einem After-Work-Treffen der informelle Austausch zur Reflektion der Tagung gesucht werden. Mit der Aufforderung der Präsidentin Ulrike Geppert-Orthofer im Ohr, die neuen Herausforderungen anzunehmen und Geburtshilfe in Zukunft nur mit der Frau im Mittelpunkt zu denken, verließen die Teilnehmenden versorgt mit neuen Impulsen die Veranstaltung.

   VERANSTALTUNGEN

Leere Wiege – Professionelle Begleitung früh verwaister Eltern
(Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen)

   27. März 2024, 16:30 – 18:00 Uhr, Zoom

Der Tod eines Kindes, ob schon ganz früh durch eine Fehlgeburt, einen induzierten Schwangerschaftsabbruch nach medizinischer Indikation oder um den errechneten Geburtstermin herum, ist immer eine Herausforderung in der (Klinik)-Routine. Eltern und deren Angehörige befinden sich in einer Ausnahmesituation, in der sie ganz besonders auf eine bedürfnisgerechte, professionelle Betreuung durch Hebammen, Ärzt:innen und Pflegepersonal angewiesen sind. Die Veranstaltung soll Wege aufzeigen, betroffene Familien in dieser herausfordernden Situation angemessen zu unterstützen und einen sichereren Umgang mit ihnen ermöglichen. Anmeldung.

Klimasensible Hebammenarbeit: Hitzeschutz für Frauen, Neugeborene und Hebammen
(Hebammenverband Nds. e. V.)

   03. April 2024, 09:45 – 15:15 Uhr, Online

Der Klimawandel birgt diverse Gefahren für die vulnerable Gruppe der Schwangeren und Kinder. Extreme Wettereignisse, steigende Temperaturen und Hitzewellen können negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Schwangerer und ihren Babys haben. Hitzestress, Frühgeburt und andere Komplikationen sind mögliche Folgen von hohen Temperaturen. Hebammen sind wichtige und einflussreiche Akteur:innen in der geburtshilflichen Versorgung. Referentin Franziska Dresen erläutert die klimasensible Hebammenarbeit und zeigt weitere Themen rund um Klima und Schwangerschaft auf. Die Fortbildung (6 UE) wird von dem niedersächsischen Hebammenverband durchgeführt. Anmeldung.

Datenschutz im Hebammenalltag
(Hebammenverband Nds. e. V.)

   11. April 2024, 9:00 – 11:15 Uhr, Zoom

Das Thema Datenschutz ist heute wichtiger denn je. Auch Hebammen sind zum verantwortungsvollen Umgang mit den Daten der von ihnen betreuten Personen verpflichtet. Das Seminar vermittelt Grundlagenwissen zum Datenschutz und der DSGVO: Warum ist Datenschutz wichtig? Welche Rechte und Pflichten ergeben sich? Lernen Sie die Datenschutz-Regeln für den täglichen Arbeitskontext mit persönlichen Daten kennen: E-Mail-Sicherheit, Erkennung von Phishing, sicheres Passwortmanagement und mehr. Erfahren Sie, wie Sie bei einer Datenpanne handeln sollten und welche gesetzlichen Anforderungen an Sie gestellt werden. Eine praxisnahe Online-Veranstaltung für einen sicheren Umgang mit Daten im digitalen Zeitalter. Anmeldung.

Fachtag 2024: Eltern werden in Zeiten von Knappheit und Krise - (ethische) Konflikte und mögliche Lösungsstrategien
(Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen)

   05. Juni 2024, 9:00 – 16:00 Uhr, Hannover

(Werdende) Eltern stehen heute mehr denn je vor einer Vielzahl von herausfordernden Entscheidungen und Lebensbedingungen. Dabei sind sie konfrontiert mit hohen gesellschaftlichen Erwartungen und finden gleichzeitig wenig unterstützende Rahmenbedingungen vor. Sie treffen unvorbereitet auf ein kaum überschaubares Angebot von Vorsorgeuntersuchungen, IGEL-Leistungen und pränataldiagnostischen Maßnahmen und gleichzeitig auf ein immer dünner werdendes Netz von stark ausgelasteten geburtshilflichen Abteilungen und knappe Ressourcen in der Wochenbettbetreuung. Wenn sie trotz des vermeintlich ausgezeichneten und in jedem Fall kostenintensiven Betreuungssystems in Deutschland ein Kind mit besonderen Entwicklungsverläufen ins Leben begleiten, stoßen sie bestenfalls auf gesellschaftliche Hilflosigkeit oder sehen sich mit Vorwürfen konfrontiert. All das stellt Eltern rund um die eigentlich so magische und hoffnungsvolle Zeit um die Geburt vor (ethische) Dilemmata. Oft ist es für sie unmöglich, zu erkennen, welche (medizinischen) Interventionen in der geburtshilflichen Versorgung nötig und sinnvoll sind. Eine wachsende Anzahl von Eltern findet keine erreichbare und vom Umfang her angemessene Betreuung durch Hebammen, Frauen- und Kinderärzt:innen und vielfach wird auch ihr Wunsch nach Selbstbestimmung aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gehört. Die alljährliche Fachtagung des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt findet wieder in der Akademie des Sports in Hannover statt. Anmeldung.

   IM GESPRÄCH MIT ...

Porträtfoto von Frau Petra Bremke-Metscher

Petra Bremke-Metscher
Fachdienst Soziale Dienste – Bereichsleitung Frühe Hilfen/Prävention in Oldenburg  

Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!

Petra Bremke-Metscher: Mein Name ist Petra Bremke-Metscher und ich bin 59 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter und zwei Enkelkinder. Beruflich bin ich als Sozialarbeiterin in der Bereichsleitung „Frühe Hilfen/Prävention“ im Jugendamt der Stadt Oldenburg tätig. In den letzten 15 Jahren haben wir in Oldenburg kontinuierlich multiprofessionell daran gearbeitet, ein ganzheitliches Kinderschutzkonzept - von den Angeboten der Frühen Hilfen bis zum verlässlichen und frühzeitigen Handeln bei einem Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung - zu entwickeln. Ehrenamtlich engagiere ich mich für „Frühe Bildung“ bei der Impuls Deutschland Stiftung Bremen.

Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?

Petra Bremke-Metscher: Mir wäre ein Netzwerkgespräch u.a. mit den Gesundheitsministerinnen und –ministern, den Sozialministerien auf Landes- und Bundesebene sowie den Finanzministerien wichtig.

Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?

Petra Bremke-Metscher: Die gesundheitliche, soziale und finanzielle Versorgung von Familien während der Schwangerschaft und dem Säuglingsalter der Kinder ist für mich ein prägender Aspekt für die langfristige Teilhabe von allen Menschen in unserem Land. Auf diese Zusammenhänge sollte sich das Gespräch fokussieren.

Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrer/Ihrem Gesprächspartner:in eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?

Petra Bremke-Metscher: Aus meiner Sicht sollte weniger in Resorts gedacht werden, da die Folgen einer Mangelversorgung Auswirkungen auf das ganze Leben der Familien haben kann und die Folgekosten für die Gesellschaft langfristig sind.

Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?

Petra Bremke-Metscher: Zwei Hebammen und ich erarbeiten das Angebot einer Sprechzeit für Eltern mit traumatischen Geburtserlebnissen. Diese Art der psychischen Belastung kann langfristig Auswirkungen auf die familiäre Situation und die Bindung zwischen den Eltern und den Säuglingen haben. Diese Weiterentwicklung der „Frühen Hilfe“ Struktur für die Familien unserer Stadt ist mir sehr wichtig.

Aktionsbüro: Danke Petra Bremke-Metscher.

   IMPRESSUM

Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. 
Geschäftsführer: Thomas Altgeld 
Schillerstraße 32 · 30159 Hannover 
Internet: www.gesundheit-nds-hb.de
LinkedIn: @lvgafs

Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) ist ein gemeinnütziger, unabhängiger und landesweit arbeitender Fachverband für Gesundheitsförderung, Prävention und Sozialmedizin mit Sitz in Hannover. Mitglieder sind Institutionen und Personen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich.