Newsletter
04 / 2023

Logo, Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt
Kind wird auf einem Schlitten von der Mutter durch den Schnee gezogen.

Liebe Leser:innen, 

die letzte Jahreszeit für 2023 ist angebrochen und die gemütliche Zeit zu Hause beginnt. Für die passende Lektüre sorgt das Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen mit dem 4. Newsletter 2023. Wie gewohnt wird über Aktuelles aus dem Aktionsbüro und Neues aus der Wissenschaft berichtet. Außerdem erhalten Sie Medien-Empfehlungen und Hinweise zu interessanten Veranstaltungen in Niedersachsen. In unserer "Best Practice"-Rubrik stellen Ihnen Caroline Agricola und Madita Voß vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ein Punktesystem zur Operationalisierung der Auslastung im Kreißsaal (POAK) vor. 

Sie haben Wünsche, Kommentare, Tipps und Beiträge für die nächste Newsletter-Ausgabe? Schreiben Sie gerne eine E-Mail an: aktionsbuero-geburt@gesundheit-nds-hb.de

Viel Spaß beim Lesen und eine besinnliche Vorweihnachtszeit wünscht Ihnen das Team vom Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen!

Besuchen Sie auch die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen unter https://www.gesundheit-rund-um-die-geburt-nds.de/.

   AKTUELLES AUS DEM AKTIONSBÜRO

Projektverlängerung und personelle Veränderung

Das Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt sieht optimistisch einer Projektverlängerung für ein weiteres Jahr entgegen. 

Zum Jahresende wird es eine personelle Veränderung geben und wir müssen uns von Anna-Lena Mazhari verabschieden. Wir danken ihr von ganzem Herzen für ihre Mitarbeit und wünschen ihr einen guten Start an ihrem neuen Arbeitsplatz.

Fortbildungsreihe zum Thema Gewalt in Kooperation mit den Frühen Hilfen

Im November gab es rund um den Roses Revolution Day im Rahmen der digitalen Mittwochsfortbildungsreihe gemeinsam mit den Frühen Hilfen ein zweiteiliges Angebot zu den Themen „Geburtshilfliche Gewalt In Niedersachen – (K)ein Problem?“ und „Folgen von Gewalt im 1. Lebensjahr“. Beide Veranstaltungen waren mit jeweils fast 150 Teilnehmenden aus vielen Berufsfeldern sehr gut besucht. Das hohe Interesse spiegelt die besondere Relevanz des Themas wider und signalisiert professionsübergreifend die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt, das lange Zeit tabuisiert war.

Website

Die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Durch neue Themen sowie Veranstaltungen erhalten Sie stets aktuelle Informationen im Bereich Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft.

Möchten Sie eine interessante Veranstaltung zur Veröffentlichung auf der Website des Aktionsbüros empfehlen, nutzen Sie gerne das Kontaktformular.

Sie sind herzlich eingeladen, die Website zu erkunden und Ihr Feedback mitzuteilen. Weitere neue Impulse und Themenwünsche sind jederzeit herzlich willkommen!   

Netzwerkarbeit 

Am 26.09. kam der Runde Tisch Frauen Mädchen und Gesundheit der Region Hannover zusammen. Zu Gast war Dr.in Franziska Prütz vom Robert Koch-Institut Berlin, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring. Sie stellte zentrale Ergebnisse aus dem Bericht zur gesundheitlichen Lage der Frauen in Deutschland vor, der am 09. März 2023 zum Weltfrauentag veröffentlicht wurde. Dabei ging sie unter anderem auf die hohen Kaiserschnittraten von über 30% in Deutschland und auf die bei ca. 8% stagnierende Frühgeburtenrate ein. Als wichtige Einflussfaktoren für die Gesundheitschancen benannte sie Bildung, Einkommen, Erwerbsstatus, Migrationshintergrund, Alter, Familienform und sexuelle Orientierung. 

Ein nächster Input kam von Susanne Huhndorf, die in ihrer Funktion als Kreissprecherin sowie 2. Vorsitzende des Niedersächsischen Hebammenverbandes von der HENRIKE, dem in Entstehung befindlichen neuen geburtshilflichen Zentrum in Hannover, berichtete. Trägerin dieses neuen Zentrums ist die Diakovere, die derzeit im Stadtgebiet die geburtshilflichen Abteilungen Friederikenstift (Level 4-Klinik) und Henriettenstift (Level 1-Klinik) betreibt. Mit der Eröffnung der HENRIKE, die für das Jahr 2024 geplant wird, sollen diese beiden Kliniken zusammengeführt werden. Die Teilnehmenden des Runden Tisches zeigten großes Interesse an der Thematik und möchten zu ihrem nächsten Treffen, das voraussichtlich im Februar 2024 stattfinden wird, die Referentin der HENRIKE, Susanne von Stern einladen, um sich aus erster Hand über das geplante Konzept zu informieren.

Eine weitere wichtige Information war, dass der Ausschuss für Soziales, Wohnungswesen, Gesundheit und Teilhabe der Region Hannover grünes Licht gegeben hat, den seit 2022 bestehenden Gesundheitsfond, der Menschen ohne Krankenversicherung unterstützt, in Kürze um einen Geburtenfond zu erweitern. Schwangere Frauen, die seit mindestens drei Monaten in der Region Hannover leben und keinen Anspruch auf Leistungen zur medizinischen Versorgung aus der Krankenversicherung oder dem Sozialrecht haben, können mit einer Bescheinigung der Clearingstelle auf diesen Topf zugreifen und so eine reguläre geburtshilfliche Versorgung in Anspruch nehmen. Bis 2026 sind hier – vorbehaltlich einer positiven finalen Entscheidung durch die Regionsversammlung - 180.000 Euro eingeplant. 

Nicole Ruiz Garcia vom Jobcenter Hannover stellte kurz das Projekt „Mütter starten durch“ vor und wies darauf hin, dass noch weitere Maßnahmen, z.B. auch für Migrant:innen, angeboten werden. Bei Interesse kann gern Kontakt zu ihr aufgenommen werden.

Die Austauschrunde der Berufsverbände der Hebammen und der Frauen- und Kinderärzt:innen, die vom Aktionsbüro koordiniert und moderiert wird, kam im Oktober erneut zusammen. Es wurde weiter über die Möglichkeit der Implementierung eines Schulfaches Gesundheit an Regelschulen zur Umsetzung des 6. Nationalen Gesundheitsziels Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung diskutiert und das weitere Vorgehen hierzu abgesprochen. Weiterhin wurde das Themenfeld der Förderung physiologischer Geburten gemeinsam diskutiert. 

Der enge Austausch mit dem Aktionsbündnis Gesundheit rund um die Geburt und den Sprecherinnen findet weiterhin statt. In den Austauschtreffen wird gemeinsam überlegt, wie das Thema Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen weiter vorangebracht werden kann.

Im November gab es ein persönliches Treffen mit den neuen Netzwerkpartner:innen aus der Beratungsstelle Menschenskind der Diakovere Leben und Lernen gGmbH. Die Beratungsstelle gibt es nun seit fast 10 Jahren. Gegründet wurde sie aus der Notwendigkeit heraus, Paare zu beraten, die sich mit der Thematik des späten Schwangerschaftsabbruchs auseinandersetzen müssen. Den Weg in die Beratungsstelle finden werdende Eltern von Kindern mit einer durch pränatale Diagnostik festgestellte Besonderheit auf Anraten ihrer Ärzt:innen oder auch durch eigene Recherche. Manche haben dann bereits eine Entscheidung getroffen. Aber häufig ist eine Ambivalenzberatung notwendig, weil eine Möglichkeit noch gar nicht sichtbar war (ist). Andere Paare nutzen eine Beratung, um überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen und eine gemeinsam tragbare Entscheidung zu fällen. 

Die Basis für ein bedarfsgerechtes Konzept für die Arbeit mit den betroffenen Eltern wurde aufgrund einer internen ethischen Diskussion entwickelt. Dabei wurde der moralische Konflikt eines diakonischen Unternehmens deutlich, das einerseits Schwangerschaftsabbrüche nach medizinischer Indikation der Mütter durchführt und andererseits diverse Angebote für Menschen mit Behinderungen bereitstellt. Neben dem Beratungsbedarf der Schwangeren wurde auch eine Versorgungslücke im Unterstützungssystem bei Familien, die ein Kind mit Behinderung bekommen haben, deutlich. Aus diesem Grund ist die verlässliche Begleitung von Familien in den ersten drei Lebensjahren entstanden. Dabei spielt es keine Rolle, wann die Behinderung erstmalig festgestellt wurde. 

Das niedrigschwellige Angebot steht allen Familien, die in Hannover oder der Region leben, offen. Die Beraterinnen bieten Hausbesuche an, lotsen im Unterstützungssystem, entlasten durch Gespräche und unterstützen bei ersten Beantragungen (z.B. Schwerbehindertenausweis, Pflegegrad oder Frühförderung). Viele der Eltern haben einen Migrationshintergrund und z.T. auch Sprachbarrieren. Der Kontakt kommt in den meisten Fällen durch Vermittlung von Kinderkliniken (Ärzt:innen, Sozialdienste oder sozialmedizinische Nachsorge) zustande. Auch mit einer Schwerpunktpraxis zur Pränatalen Diagnostik und Humangenetik, den Selbsthilfevereinen, den Frühförder:innen und Fachkräften der Frühen Hilfen sowie Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen arbeitet Menschenskind eng zusammen. Hier zeigt sich, dass insbesondere die „Übergabe aus der warmen Hand“ sehr hilfreich ist, um die Familien nicht zu verlieren. Neben der Beratung und Begleitung durch die Beraterinnen von Menschenskind gibt es auch eine Elterngruppe, in der Austausch stattfinden kann. Auf Wunsch werden auch Elternpaare direkt miteinander in Kontakt gebracht. Das Angebot wird abgerundet durch Seminare, wie z.B. Mütter-Verwöhn-Tage von und mit Ulrike Baumann und gemeinsame Familienaktionen, die alle aus Spendenmitteln finanziert werden. Die grundsätzliche Leistung wird gefördert durch das Diakonische Werk in Niedersachen, die Landeshauptstadt Hannover und die Region Hannover. 

Das nächste länderübergreifende Austauschtreffen der mit der Umsetzung des 9. Nationalen Gesundheitsziels befassten Stellen fand im digitalen Format kurz vor dem Nikolaustag statt. Inhaltlich ging es um die Umsetzung der Nationalen Stillstrategie. Weiterhin wird für das Jahr 2024 ein Austauschtermin in Präsenz angestrebt.

Posterbeiträge beim Lübecker interprofessionellen Perinatalkongress (LiP)

Im September konnte das Aktionsbüro wie geplant zwei Poster beim digital ausgerichteten Lübecker interprofessionellen Perinatalkongress präsentieren und die Arbeit des Aktionsbüros im Rahmen der Umsetzung des 9. Nationalen Gesundheitsziels in Niedersachsen sowie die Gutachtenlage und gesetzliche Rahmenbedingungen zum 9. Nationalen Gesundheitsziel in Deutschland inklusive der Umsetzungsschritte in den einzelnen Bundesländern präsentieren. Ca. 1.000 Teilnehmende konnten die digital präsentierten Poster während des gesamten Kongresses begutachten und auch Kommentare dazu hinterlassen. 

   WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Zufüttern zum Stillen bei reifen Neugeborenen in der ersten Lebenswoche und alimentäre Allergieprävention bei nichtgestillten Säuglingen - Stellungnahme der Ernährungskommissionen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e. V. (ÖGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)

Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e. V. (ÖGKJ), Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ), Nadja Haiden

Der Artikel wirft einen kritischen Blick auf Teile der S3-Leitlinie „Allergieprävention“. Der Abschnitt 1.2 der Leitlinie enthält die folgende Empfehlung mit dem Empfehlungsgrad B: „Ein Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung in den ersten Lebenstagen sollte bei Stillwunsch der Mutter vermieden werden“. In einem nicht konsentierten Hintergrundtext wird als Option für die Zufütterung zum Stillen die Gabe einer Aminosäurenformula oder die Gabe einer extensiv hydrolysierten Formula genannt. Die Ernährungskommissionen der Österreichischen und Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde bzw. -medizin erachten diese im Hintergrundtext formulierten Empfehlungen als verwirrend und schwierig in der praktischen Umsetzung, zumal die Datenlage zur präventiven Wirksamkeit von partiell hydrolysierter Säuglingsnahrung unsicher und kontrovers ist. Die Arbeit ist in der Monatszeitschrift für Kinderheilkunde erschienen und kostenlos im Volltext erhältlich.

Factors associated with spontaneous vaginal birth in nulliparous women: A descriptive systematic review (Kontextfaktoren der spontanen vaginalen Geburt bei Nulliparae: Eine deskriptive systematische Übersicht) 

Lauren Kearney, Rachael Nugent, Jane Maher, Rebecca Shipstone, John MD Thompsen, Rachel Boulton, Kendall George, Anna Robins, Fiona Bogossian

Die Autor:innen verfolgten das Ziel, Kontextfaktoren zu identifizieren, die mit einer spontanen vaginalen Geburt bei Erstgebärenden verbunden sind. Die Verbesserung der Kenntnis dieser Faktoren soll dazu beitragen, die Chancen von Frauen auf eine Spontangeburt zu erhöhen. Einbezogen wurden 90 Studien mit sehr unterschiedlichem Design und sehr unterschiedlichen Raten an vaginalen Geburten (13-99%), worin eine Schwäche der Arbeit vermutet werden kann. 

Als begünstigende veränderbare Faktoren im Zusammenhang mit der Rate an vaginalen Geburten konnten insbesondere Aufklärung und Umgang mit Ängsten vor der Geburt, leichte körperliche Betätigung und eine kontinuierliche Hebammenbetreuung benannt werden. Die hohe Variabilität der Raten an vaginalen Geburten wurde von den Autor:innen mit der hohen Komplexität der Einflussfaktoren begründet und mit der Empfehlung von multifaktoriellen Lösungsansätzen versehen.

Die Arbeit ist erschienen in Women and Birth und ist über Elsevier kostenlos im Volltext erhältlich.

Newborn and Early Infant Outcomes Following Maternal COVID-19 Vaccination During Pregnancy
(Outcome von Neugeborenen und Kleinkindern nach mütterlicher COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft)
Sarah C. J. Jorgensen, Samantha S. M. Drover, Deshayne B. Fell, et al.

Die im Oktober bei Jamapediatrics veröffentlichte Arbeit beschreibt, dass Babys mit Impfstoffexposition in utero mit einem mRNA-Vakzin gegen COVID-19 im Vergleich zu Neugeborenen, die nicht gegenüber dem Vakzin exponiert waren, ein niedrigeres Risiko für Schwere Neonatale Morbidität (SNM* 7,3 % vs. 8,3 %), neonatalen Tod (0,09 % vs. 0,16 %) und Behandlung auf einer Neugeborenenintensivstation (11,4 % vs. 13,1 %) hatten. In die retrospektive Kohortenstudie waren mehr als 140.000 Babys aus der kanadischen Provinz Ontario eingeschlossen. 

Die Datenauswertung zeigte, dass in der Gruppe der Frauen, die sich in der Schwangerschaft gegen COVID-19 impfen ließen, anteilig viele Erstgebärende mit einem Lebensalter über 30 Jahren waren, die in den beiden vorangegangenen Jahren eine Influenzaimpfung in Anspruch genommen hatten und in eher städtischen Gebieten mit höherem Einkommen lebten. Hier stellt sich die Frage, welche dieser Faktoren ebenfalls zum besseren Outcome der Neugeborenen der geimpften Mütter beigetragen haben könnte. Als Limitation der Studie wird explizit benannt, dass die Analyse auf Lebendgeburten beschränkt war, so dass eventuelle Effekte der COVID-19-Impfung auf Fehl- und Todgeburten nicht beobachtet werden konnten. Es wird dabei darauf verwiesen, dass dies bereits in früheren Studien betrachtet wurde und dass sich dabei sogar ein reduziertes Risiko für Totgeburten nach Covid-19-Impfung zeigte. Die Autor:innen erhoffen sich durch die Ergebnisse der im Volltext zugänglichen Arbeit, dass Schwangere sich zukünftig beruhigter gegen Covid-19 impfen lassen, da dargestellt werden konnte, dass die Impfung keine Gefahr für das Ungeborene bzw. Neugeborene darstellt und ein eher schützender Effekt vor negativen gesundheitlichen Ereignissen zu erwarten ist.

* SNM umfasst 15 Diagnosen (z. B. Gestationsalter < 32 Wochen, Geburtsgewicht < 1500g, Krampfanfälle oder Lungenentzündung) und 7 Eingriffe (z. B. Reanimation, Bluttransfusion oder Beatmung), die mit einem erhöhten Risiko für eine gestörte neurologische Entwicklung und ein verringertes Überleben bis zum 6. Lebensjahr in Verbindung gebracht werden.

„Löwenstark in der Schwangerschaft!“ Ressourcenaktivierung und Stressreduktion mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) – eine unkontrollierte Interventionsstudie
Tamara Schneider, Julia Weber, Nicola H. Bauer

Das Züricher Ressourcen Modell (ZRM) ist ein ressourcenaktivierendes Selbstmanagementtraining, welches nach aktuellen Studienergebnissen die Gefühlsregulierung unterstützen und Stress reduzieren kann. Die Studie „„Löwenstark in der Schwangerschaft!“ Ressourcenaktivierung und Stressreduktion mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) – eine unkontrollierte Interventionsstudie“ hatte zum Ziel, erstmalig die Wirksamkeit des ZRM zu überprüfen. Dabei wurde die These aufgestellt, dass durch eine Aktivierung der persönlichen Ressourcen der Schwangeren das Stresserleben reduziert und das subjektive Wohlbefinden gesteigert werden kann. Die Wirksamkeit wurde mittels einer quasiexperimentelle unkontrollierte 6‑stündigen Online-Interventionsstudie überprüft.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die ZRM-Intervention signifikant dazu beitragen kann, den erlebten Stress bei Schwangeren zu reduzieren und das subjektive Wohlbefinden zu steigern, selbst unter den Belastungen einer globalen Pandemie. Obwohl das ZRM positive Effekte auf das Schwangerschaftserlebnis hat, kann es die klassische Geburtsvorbereitung nicht vollständig ersetzen. Es kann jedoch als Ergänzung zur herkömmlichen Geburtsvorbereitung in Gruppen oder in der individuellen Schwangerenversorgung, sowohl digital als auch persönlich, verwendet werden.

   BEST PRACTICE

In dieser Rubrik wird ein Best-Practice-Beispiel vorgestellt, das dazu beiträgt, das Angebot und/oder die Unterstützung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr in einer Region zu verbessern. In diesem Newsletter wird das Projekt „POAK“ vorgestellt.

Die Qualität der geburtshilflichen Versorgung hat einen Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit von Mutter und Kind. Die S3-Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ empfiehlt eine kontinuierliche 1:1 Betreuung von Gebärenden durch eine Hebamme. Für die Geburtshilfe ist jedoch weder ein verbindlicher Personalschlüssel noch eine maximale Auslastung definiert. Angesichts fehlender Instrumente zum Erheben der Auslastung, wird die geburtshilfliche Steuerung in der Versorgungspraxis von Willkür und Subjektivität beeinflusst. 

Da Überlastungssituationen die Patient:innensicherheit gefährden, wurde 2019 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) das Punktesystem zur Operationalisierung der Auslastung im Kreißsaal (POAK) entwickelt. Ziel ist, damit eine objektive Grundlage zum Berechnen der geburtshilflichen Auslastung abzubilden. In jedem Dienst werden die zu betreuenden Frauen mit einem geburtsphasen- und risikospezifischen Betreuungsumfang in Punkten (1-3) klassifiziert. Die Betreuungskapazität der Hebammen wird auf Basis der diensthabenden Hebammen (4 Punkte pro Hebamme) berechnet. Die Summen werden in ein Verhältnis gesetzt, sodass sich eine Auslastung in Echtzeit ergibt. Drohende Überlastungen können damit frühzeitig identifiziert und Maßnahmen zur Entlastung eingeleitet werden. Seit der Implementierung haben sich Überlastungssituationen reduziert und die Zufriedenheit mit der interprofessionellen Zusammenarbeit ist gestiegen.

Weitergehende Informationen können dem Artikel „Engpass im Kreißsaal“ entnommen oder über eine persönliche Kontaktaufnahme (c.agricola@uke.de / ma.voss@uke.de) gewonnen werden.

   MEDIENTIPP

Tatsächlich schwanger! Podcast vom ARD

Titelbild des Podcast-Tipps: Tatsächlich schwanger! Podcast vom ARD

Der neue Podcast „Tatsächlich schwanger!“ von N-JOY vom NDR ist Ende August online gegangen und behandelt in 12 Folgen viele Themen rund um die Schwangerschaft, die Geburt und die erste Zeit mit dem Baby. Was dürfen Schwangere noch, welche Untersuchungen werden wirklich benötigt und wie läuft eine Geburt genau ab sind nur einige der Fragen, welche in diesem Podcast beantwortet werden.

Podcast-Hosts Lucy und Tim haben selbst Kinder und erzählen sehr persönlich von ihren Erfahrungen. Als Ergänzung ist Frauenärztin Dr. Manuela Tavares dabei, die kompakt und unterhaltsam die wissenschaftlichen Fakten erklärt. 

Der Podcast spricht alle Beteiligten an: Schwangere, Partner:innen und auch Alleinerziehende. Hören Sie gerne mal rein!

Einfach schwanger? Wie erleben Frauen die Risikoorientierung in der ärztlichen Schwangerenvorsorge?

Titelbild des Buchtipps: Einfach schwanger?

In 3. Auflage erschien bei Mabuse vor kurzem in nicht überarbeiteter Form die Diplomarbeit von Barbara Baumgärtner und Katja Stahl, inzwischen beide Professorinnen in Hamburg bzw. Lübeck. Die Fragestellung der Arbeit aus dem Jahr 2005 hat leider nicht an Aktualität eingebüßt, denn noch immer ist der Fokus der (ärztlichen) Schwangerenvorsorge in Deutschland risikoorientiert und – wie erst kürzlich auf dem Fachtag des Arbeitskreises Frauengesundheit (AKF e.V.) zur Über-, Unter- und Fehlversorgung in der Schwangerschaft im Oktober festgestellt werden musste - der Weg zu einer evidenzbasierten und frauengerechte Schwangerenvorsorge noch weit. Im Klappentext der beinahe 20 Jahre alten Arbeit heißt es: „Die Ergebnisse legen nahe, die gegenwärtige Praxis der Risikoorientierung in der Schwangerenvorsorge zu überdenken und neue Modelle der Betreuung von Schwangeren zu entwickeln.“ Hoffen wir, dass es nicht noch weitere 20 Jahre dauern wird, bis hier endlich basierend auf tragfähigen Evidenzen ein Wandel vollzogen wird. (SdW). 

BARBARA BAUMGÄRNTER, KATJA STAHL: Einfach schwanger? Wie erleben Frauen die Risikoorientierung in der ärztlichen Schwangerenvorsorge? 3. Auflage. Mabuse, Frankfurt, 2023, 187 Seiten, ISBN 978-3935964975, Paperback 19,90 Euro

Systemischer Kinderschutzkompass – Denk- und Handlungsimpulse für die Praxis

Titelbild des Buchtipps: Systemischer Kinderschutzkompass

Die Autorin gibt mit dem „systemischen Kinderschutzkompass“ im Dschungel des Kinderschutzes eine Orientierungshilfe, um gelingende Prozesse in der Praxis umzusetzen. Neben wissenschaftlichen Informationen gelingt es der Autorin, einen engen Bezug zur Kinderschutzpraxis zu schaffen, indem sie eigene Erfahrungen beschreibt und Fallbeispiele gibt. Es werden Methoden und Lösungen aufgezeigt, die auf einer systemischen Haltung beruhen und die sich in der eigenen Arbeit bewährt haben. Beispiele, Hypothesen und Übungsaufgaben ermöglichen den Leser:innen wichtige Aussagen zu verinnerlichen und die eigene Arbeit zu reflektieren. Zuletzt werden hilfreiche Methoden zur Selbstfürsorge erläutert. Das Buch richtet sich an Fachpersonen und alle Interessierten, die sich im Bereich Kinderschutz weiterbilden möchten. (alm)

ANJA THÜRNAU: Systemischer Kinderschutzkompass – Denk- und Handlungsimpulse für die Praxis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2023, 383 Seiten, ISBN 978-3-647-40017-4, 35,00 Euro

█    Sie haben auch ein tolles Buch gelesen, dass Sie gern weiterempfehlen möchten? Wir freuen uns über Ihren Buchtipp!

   VERSCHIEDENES

Deutscher Kinderbuchpreis 2023

Der Deutsche Kinderbuchpreis ist eine der prestigeträchtigsten Auszeichnungen in der Welt der Kinderliteratur, sowohl national als auch international. Die Nominierungen gelten besonders kreativen Werken, die sich an Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren richten. Die Entscheidung über das Gewinnerbuch lag in den Händen von 32 lesebegeisterten Kindern, jeweils zwei aus jedem Bundesland. 

Der Deutsche Kinderbuchpreis 2023 wurde am 14. Oktober verliehen. Die Kinderjury hat folgendes Buch als Gewinner auserkoren:

Deutscher Kinderbuchpreis 2023 für das hilfsbereite Mädchen "Karlchen"

Karlchen ist ein Mädchen, das mit seiner Familie auf einem winzigen Bauernhof lebt. Sie liebt es, anderen zu helfen, auch wenn ihre Hilfsbereitschaft nicht immer auf Begeisterung stößt. Als die Stadtkinder Alban und Pippa ihren Urlaub auf Karlchens Bauernhof verbringen, setzt sie alles daran, ihnen zu helfen, denn die beiden haben Angst vor Tieren. Doch ihre Rettungsaktionen gehen gehörig schief, und ihre Mutter missversteht ihre guten Absichten. "Karlchen hilft allen, ob sie wollen oder nicht" ist eine turbulente Geschichte, die mit viel Wortwitz erzählt wird und sich um Themen wie Freundschaft und Familie dreht. Die Illustrationen für Karlchen stammen von der beliebten Kinderbuchillustratorin Barbara Scholz.

Webinar „Motivierend zum Thema Stillen beraten“

Das kostenlose Webinar des Netzwerkes Gesund ins Leben bietet in einer Stunde Impulse zur Aufnahme eines zielgerichteten Dialogs nach dem Konzept der motivierenden Gesprächsführung von Miller & Rollnick. Das Prinzip ist dabei ein partnerschaftlicher Gesprächsstil, der die Eigenmotivation und die Bereitschaft zur Veränderung stärkt. Ambivalenzen sollen erkundet und aufgelöst werden, damit Veränderung möglich werden kann. Die motivierende Gesprächsführung trägt dazu bei, das individuelle Veränderungspotential mit gezielten offenen Fragen und aktivem Zuhören zu wecken und zu stärken.  Dabei werden das Wissen, die Erfahrungen und die gesamte Lebenssituation des Gegenübers ins Zentrum gestellt, gewürdigt und wertgeschätzt. Informationen (oder Rat) werden sparsam und nur auf Wunsch gegeben. Die Beraterin muss dabei dem Reflex widerstehen, es „richten“ zu wollen. Der Dialog bleibt zieloffen, damit eine selbstbestimmte (Still-)Entscheidung getroffen werden kann, die für die Frau (und nicht für die Beraterin!) richtig ist. 

Anhand eines konkreten Beispiels wird ein möglicher Ablauf eines solchen Dialogs („Change Talk“) dargestellt. Das Zeitfenster der Veranstaltung reicht für einen ersten Einblick. In den (für 2023 leider bereits ausgebuchten) Workshops dieser Reihe und mit Hilfe der kostenlos zur Verfügung stehenden Unterlagen wird eine Vertiefung ermöglicht.

Fachtag "Über, Unter- und Fehlversorgung in der Schwangerschaft"

Am 21.10.2023 richtete der Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF e.V.) im hybriden Format einen Fachtag zur Über-, Unter- und Fehlversorgung in der Schwangerschaft aus. Anknüpfend an vorausgegangene Fachtage des AKF lag der Fokus auf der evidenzbasierten Schwangerenversorgung. 

Der Fachtag hatte das Ziel, politische und regulatorische Maßnahmen zu erarbeiten, die die Umsetzung einer frauzentrierten und evidenzbasierten Versorgung gemäß dem Nationalen Gesundheitsziel voranbringen können. Mit Vorträgen von Prof.in Dr.in Ingrid Mühlhauser (AKF), Prof.in Dr.in Rainhild Schäfers (Hebammenwissenschaft Universität Münster), Dr.in Katharina Hartmann (Mother Hood e.V.), Dr.in Dagmar Hertle (BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung) und Dr.in Silke Schwarz wurden aus verschiedenen Perspektiven Inputs zum Thema gegeben und dazu lebhaft und interaktiv diskutiert. Eine von Beate Hoffmann moderierte Podiumsdiskussion mit der Fragestellung „Wie sieht eine evidenzbasierte, frauengerechte Schwangerenvorsorge aus?“, an der die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses Dr.in Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen), Ulrike Hauffe (Mitautorin und Angehörige der Expert:innengruppe des Nationalen Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die Geburt“), Katharina Desery (Mother Hood e.V.) und Dr.in Dagmar Hertle teilnahmen, bildete den Abschluss der Tagung. Eindringlich mahnte Ulrike Hauffe den notwendigen Haltungswechsel und Kulturwandel weg vom Suchen nach Risiken hin zu den Bedürfnissen der Frauen an, wie es das wertvolle 9. Gesundheitsziel Gesundheit rund um die Geburt vorgibt. Dr.in Kirsten Kappert-Gonther resümierte, dass auch die Reduktion der ökonomischen Fehlanreize einen wertvollen Beitrag hin zur evidenzbasierten Schwangerenvorsorge leisten würde. Aus dem Auditorium wurde hier abschließend nochmals der dringende Forschungsbedarf angemahnt, um in diesem Bereich überhaupt auf Evidenzen zurückgreifen zu können und zeitnah die dringend benötigte S3-Leitlinie für die Schwangerenversorgung erarbeiten zu können. 

Juliane-Bartel-Medienpreis verliehen

Am 07. November verlieh das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung zum 22. Mal den Juliane-Bartel-Medienpreis. Mit diesem Preis werden Autor:innen ausgezeichnet, die in ihren Beiträgen nachdrücklich, empowernd oder auch auf unterhaltsame Weise die Gleichstellung von Frauen und Männern thematisieren und Rollenkonflikte sichtbar machen. Die Jury, in der bei der Vorauswahl u.a. die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, der Bundesverband für Regie, die „Initiative Klischeefrei“, der Landesfrauenrat und die Landesmedienanstalt vertreten waren, hatte aus 187 Einsendungen (Rekord!) in den vier Kategorien „Shorts“, „Doku Visuell“, „Doku Audio“ und „Fiktion & Entertainment“ insgesamt 20 Beiträge für den diesjährigen Preis nominiert. Im Kleinen Sendesaal des NDR-Landesfunkhauses erfolgte in Anwesenheit des Ministers für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Dr. Andreas Philippi die feierliche Preisverleihung, die in diesem Jahr zusätzlich durch einen Sonderpreis ergänzt wurde. In der Kategorie „Shorts“ wurde der Beitrag „FEIERABEND – Folge: Elternzeit“ von Florian Hacke mit der Juliane ausgezeichnet. In weniger als zwei Minuten zeigt uns der diesjährige Sieger dieser Kategorie, wie erschreckend wenig wir bisher in Sachen Gleichstellung bei der Care-Arbeit in der Familie erreicht haben.  Auch sehenswert aus Hackes Serie ist übrigens die Folge Mutterinstinkt.

Fachtagung Familie Heute

Am 13. November präsentierte sich das Aktionsbüro auf der Fachtagung "Familie heute" mit einem Stand beim Markt der Möglichkeiten. Nach dem Grußwort des Gesundheitsministers Dr. Andreas Philippi sprach Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des SINUS-Instituts, zum Thema „Was heißt hier familienfreundlich?“. Anschließend hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich auf dem Markt der Möglichkeiten zu orientieren und die unterschiedlichsten Angebote und Projekte rund um das Thema Familie in Augenschein zu nehmen. Am Nachmittag fanden fünf Workshops statt. Die gut besuchte Veranstaltung bot neben dem inhaltlichen Input Gelegenheit zur Vernetzung und zum Austausch.

Sabine Scholz-de Wall vor dem Stand des Aktionsbüros mit Projekt-Banner und -Poster

Foto: Mazhari

Niedersachsens Ernährungsstrategie: Get together 2023

Unter dem Dach der Landwirtschaftskammer fand am 01. Dezember anlässlich des 2. Jahrestages der Herausgabe von Niedersachsens Ernährungsstrategie ein Get together in Hannover statt. Das Programm enthielt Impulsvorträge von namhaften Referent:innen wie z.B. Eva Zovko, der neuen Leiterin des Bundeszentrums für Ernährung. Es wurde eine Live-Podcast-Aufnahme mit Dr. Michael Marahrens, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gemacht und am Nachmittag fand ein Open-Space mit Barcamp statt. 

Auf Anregung des Aktionsbüros wurden auch Inhalte des 9. Nationalen Gesundheitsziels- namentlich die Themen Ernährung in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Kindes mit besonderem Fokus auf das Thema Stillen - im Podcast und für ein Barcamp mit der Fragestellung „Becoming Breastfeeding Friendly- Niedersachsen wird stillfreundlich – welche Ansätze können dabei verfolgt werden?“ aufgegriffen. 

   VERANSTALTUNGEN

Schreien, Füttern, Schlafen – die zentralen Herausforderungen in den ersten Lebensjahren

   23.01.2024, 9:00-12:00 Uhr, Zoom

Das Zusammenleben mit einem Baby gestaltet sich nicht immer so stressfrei, wie Eltern es sich wünschen. Neben den kleinen Sonnenscheinbabys gibt es Babys, die scheinbar nie zufrieden sind.  Sie schlafen wenig, wachen bereits quengelnd auf, wollen immer beschäftigt werden, können kaum einmal abgelegt werden. Eltern kommen so sehr schnell in ein chronische Überforderungssituation.  Verzweiflung, Erschöpfung, Schuld- und Versagensgefühle belasten die Eltern sowie die Beziehung zum Kind. 

Welche Unterstützung brauchen die Kinder und ihre Familien? In den letzten Jahren wurde das Thema der sogenannten „Schreibabys“ umfassend erforscht. Es gibt viele wichtige neue Erkenntnisse zu den frühkindlichen Regulationsstörungen.

Esther Quindt, Psychologin und Beraterin aus der Familien- und Erziehungsberatungsstelle in Burgdorf wird uns zu diesem Thema viel erzählen können.

Die Veranstaltung wird von der Hebammenzentrale Region Hannover durchgeführt und ist kostenlos. Um eine Anmeldung per E-Mail wird bis zum 16.01.2024 gebeten unter hebammenzentrale@region-hannover.de 

HEBA-PÄD 2024 – 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium

   10.02.2023, 9:00 Uhr, Berlin

In Berlin findet die 1. Konferenz HEBA-PÄD zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium statt. Ausgerichtet wird sie von der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und dem Deutschen Hebammenverband (DHV) und richtet sich an diejenigen, die pädagogisch im Studium von Hebammen in Theorie und/oder Praxis tätig sind. Das Ziel ist die Förderung des Austauschs, der Vernetzung, Interaktion, Zusammenarbeit und der Forschung.

Im Programm findet sich eine Keynote von Prof.in Dr.in Claudia Hellmers zum Thema „Rückblick und aktueller Stand Akademisierung“ und eine Podiumsdiskussion sowie Workshops, Vorträge, Kurzvorträge und Poster. Für die Teilnahme wird ein Fortbildungsnachweis von 8 FB / Fortbildungsstunden á 45 Minuten ausgestellt. 

Fachtag „Wer schaukelt das Kind? Pflege, Kinderbetreuung und Beruf partnerschaftlich vereinbaren"

   12.02.2024, Berlin

Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. lädt zum 12. Februar 2024 nach Berlin ein. Die Fachtagung widmet sich der aktuellen Herausforderung, die Fürsorge für Kinder und Pflegebedürftige mit den Anforderungen der Erwerbsarbeit in Einklang zu bringen. Der Fokus liegt auf der oft ungleichen Verteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit, insbesondere in Hinblick auf Geschlechterungleichheit. Diskutiert werden familienpolitische Maßnahmen und Anreize, die eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Neben Regelungen zur Familiengründung und dem Elterngeld stehen auch geplante Maßnahmen zur Umgestaltung der Pflege im Fokus, wie etwa Familienpflegegeld, Familienpflegezeit und die Förderung gemischter Pflegestrukturen. Anmeldung bis zum 14.12.2023.

Fortbildung zum 10-jährigen Bestehen des Gesetzes zur vertraulichen Geburt

   20.02.2024, 10:00-12:00 Uhr, Hannover

In einer Situation, in der Schwangere ihre Schwangerschaft geheim halten möchten, tritt das Gesetz zur vertraulichen Geburt in Kraft. Dieses Gesetz erlaubt es Frauen, ihre Kinder anonym und in sicherer medizinischer Umgebung zur Welt zu bringen, sei es in einer Klinik oder mit Unterstützung einer Hebamme.

Im Jahr 2024 feiert dieses Gesetz sein zehnjähriges Bestehen, und die Hebammenzentrale Hannover möchten diese Gelegenheit nutzen, um die Regelungen zur vertraulichen Geburt erneut zu erläutern und Erfahrungen aus der Begleitung von Frauen, die sich für diese Option entschieden haben, miteinander zu teilen. Karin Aumann, Beraterin im Ev. Beratungszentrum Hannover und Ulf Gronau, Berater in der pro familia Beratungsstelle Hannover informieren über alles Wissenswerte zur "Vertraulichen Geburt".

Die Fortbildung wird von der Hebammenzentrale Region Hannover durchgeführt, ist kostenlos und wird in Präsenz durchgeführt. Die Stunden können auf die Fortbildungspflicht für Hebammen angerechnet werden. Um eine Anmeldung per E-Mail wird bis zum 13.02.2024 gebeten: hebammenzentrale@region-hannover.de

Sie möchten auf eine Veranstaltung in Ihrer Region aufmerksam machen? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift! Da der Newsletter immer zum Ende eines Quartals erscheint, werden bevorzugt die Veranstaltungen aufgenommen, die im Folgequartal stattfinden werden.

   IM GESPRÄCH MIT ULRIKE HAUFFE, MITAUTORIN DES 9. NATIONALEN GESUNDHEITSZIELS

Porträtfoto von Frau Ulrike Hauffe

Ulrike Hauffe
Mitautorin des 9. Nationalen Gesundheitsziels 

Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!

Ulrike Hauffe: Ich heiße Ulrike Hauffe, bin Dipl. Psychologin, langjährige Bremer Landesfrauenbeauftragte und Leiterin der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF; 1994-2017). Konsequent seit Mitte der 1970er Jahre verfolge ich die Themen der Frauengesundheit(spolitik), dann ganz besonders während meiner Zeit in der ZGF, aber auch im Rahmen des AKF (Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V.), in der DGPFG (Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe), im Kuratorium des Müttergenesungswerks und auch in leitender Position im Verwaltungsrat der BARMER (2005-2023) sowie im G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss; oberstes beschlussfassendes Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen). Seit 2014 bin ich Mitglied der AG, die das Nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ entwickelt hat und berate seit 2017 u.a. Länder und andere Institutionen bei der Umsetzung.

Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?

Ulrike Hauffe: Interessant für mich: Ich habe erst die Fragen 1, 3 und 4 beantwortet. Das regt zum Nachdenken an. So scheint es für mich richtig: Erst einmal die Themen umreißen, die mir wichtig sind und dann überlegen, mit wem sie zu beraten sind. 

Selbstverständlich kommt beim Thema „rund um die Geburt“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in den Kopf. Denn im Koalitionsvertrag der derzeitigen Bundesregierung steht die Umsetzung des Nationalen Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die Geburt“ mit einem Aktionsplan als Aufgabe fixiert. Das Stellungnahmeverfahren zum Thema und die Anhörung verschiedener Verbände haben im September stattgefunden und wir erwarten bald einen Kabinettsentwurf. Aber mit Herrn Lauterbach habe ich schon am 30. Mai dieses Jahres eine Stunde gesprochen – gemeinsam mit drei Kolleginnen. Das Gespräch wurde öffentlich geführt und ist nach wie vor interessant anzuhören und anzusehen. Hier hat der Bundesgesundheitsminister Zusagen zur Überprüfung wichtiger Fragestellungen im Rahmen des Nationalen Gesundheitsziels gemacht, auf deren Bearbeitung wir alle noch warten. Lohnt also eine weitere Stunde mit Herrn Lauterbach?

Es soll ein Aktionsplan „der Bundesregierung“ vorgelegt werden – und dies gilt es ernst zu nehmen, denn das Nationale Gesundheitsziel beinhaltet weit mehr als nur Ziele der unmittelbaren gesundheitlichen Versorgung. Also möchte ich zu BM Lauterbach noch BM:in Lisa Paus hinzuziehen, denn das Gesundheitsziel hat deutliche familien- und frauenpolitische Implikationen. Damit nicht genug: BM Cem Özdemir gehört mit der in seinem Ministerium entwickelten Nationalen Stillstrategie dazu, aber auch BM:in Bettina Stark-Watzinger, um Konsequenzen für Studium, Aus- und Weiterbildungen betroffener Berufsgruppen zu ziehen. Last but not least fehlt BM Hubertus Heil, zuständig für die Anpassung von Arbeitsbedingungen und Sozialfragen in diesem Rahmen. Ob dann eine Stunde reicht….?

Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?

Ulrike Hauffe: Ich würde dann erst einmal über die lebenslange Bedeutung der Erfahrungen, die Frauen, werdende Eltern und Kinder während Schwangerschaft, Geburt und der ersten Zeit danach machen, sprechen. Und darüber, wie unterbewertet das Thema bei allen gesundheitspolitischen Debatten ist, obwohl „Geburt“ der häufigste Grund ist, in Deutschland ein Krankenhaus aufzusuchen (fast 800 000/Jahr). Aber nicht nur dort wird geboren und sollte auch weiterhin geboren werden: in Geburtshäusern oder zu Hause – bei den allbekannten gesundheitlichen Voraussetzungen. Frauen haben die freie Wahl des Geburtsortes – und sie gehen mit dieser Wahlfreiheit nicht fahrlässig um! Außerdem müssen wir über die (mangelnde) Evidenzbasierung der Schwangerenvorsorge sprechen. Nicht nur der AKF fordert die Erstellung einer S3-Leitlinie, deren Ergebnisse in die Mutterschaftsrichtlinien einmünden müssten.

Das Nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ setzt insbesondere auf einen salutogenetischen Ansatz. Das bedeutet für das begleitende Fachpersonal, eine Haltung einzunehmen, die Frauen, Eltern und Kinder während Schwangerschaft, Geburt und erster Familienphase mit ihren vorhandenen Kompetenzen stärkt. Das abverlangt von manchen oder vielen, die diese Lebensphase begleiten, eine Haltungsänderung – im Ergebnis hochgradig befriedigend, nachhaltig und zukunftsweisend. Wir benötigen also einen „Kulturwandel“. Ein Kulturwandel bedeutet aber auch, dass sich eine zu verändernde gesellschaftliche Wertigkeit von Familien auch im politischen Handeln ausdrücken muss.

Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrer/Ihrem Gesprächspartner:in eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?

Ulrike Hauffe: Zuhören – Mitdenken – die richtigen Konsequenzen ziehen – Verantwortung übernehmen und entscheiden - und dann tätig werden!

Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?

Ulrike Hauffe: Es erscheint mir wie ein Projekt, kein Projekt mehr entwickeln zu wollen. 

Natürlich treiben mich weiter auch Themen um. Z.B., wie wir der Individualisierung in unserer Gesellschaft entgegenwirken können, denn sie braucht mehr denn je wieder Gemeinschaft. Und wie wir unsere Sorgesysteme verändern müssen, um sie den gesellschaftlichen Notwendigkeiten anzupassen. Aber: kein Projekt mehr!

Aktionsbüro: Danke Ulrike Hauffe.

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Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) ist ein gemeinnütziger, unabhängiger und landesweit arbeitender Fachverband für Gesundheitsförderung, Prävention und Sozialmedizin mit Sitz in Hannover. Mitglieder sind Institutionen und Personen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich.

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