Newsletter
03 / 2023

Logo, Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt
Schwangere Frau hält schützend ihre Hand auf ihren Bauch und sitzt mit einem Picknik-Korb auf einer Bank

Liebe Leser:innen,

der Herbst zeigt sich mit seinen schönsten Farben und mit der neuen Jahreszeit kommt auch ein neuer Newsletter des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen. Nach dem Bericht über die Arbeit des Aktionsbüros werden aktuelle Veröffentlichungen und Geschehnisse rund um Schwangerschaft, Geburt und Eltern-Sein sowie Medientipps und Hinweise zu themenrelevanten Veranstaltungen in Niedersachsen vorgestellt. In der Rubrik „Best Practice“ erwartet Sie diesmal die Vorstellung der Selbsthilfegruppe Mutterherz.

Sie haben Wünsche, Kommentare, Tipps und Beiträge für die nächste Newsletter-Ausgabe? Schreiben Sie gerne eine E-Mail an: sabine.scholz-de-wall@gesundheit-nds.de oder anna-lena.mazhari@gesundheit-nds.de.

Viel Spaß beim Lesen und einen bunten Herbst wünscht Ihnen das Team vom Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen!

Besuchen Sie auch die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen unter www.gesundheit-rund-um-die-geburt-nds.de.

   AKTUELLES

2. Fachtag Gesundheit rund um die Geburt: Best-Practice-Beispiele für Niedersachsen
Am 21. Juni fand der 2. Fachtag des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen statt. Nach einem Grußwort aus dem Ministerium, das von Frau Dr.in Reinelt überbracht wurde, gelang es den Referentinnen trotzt tropischer Temperaturen, die Teilnehmenden mit ihren interessanten Vorträgen schwungvoll durch die fünf Unterziele des 9. Nationalen Gesundheitsziels zu führen. In vier Workshops konnten vertiefende Einblicke in die Vortragsthemen Interdisziplinäre Schwangerenvorsorge, Wiedereingliederungsmodell für Hebammen, Neue Wege in der Wochenbettbetreuung und Familiensprechstunden genommen werden. Die Pausen wurden für einen regen informellen Austausch genutzt. Im Abschlussvortrag zu den Lebenswelten und Rahmenbedingungen rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und 1. Lebensjahr hielt Ulrike Hauffe als Mitautorin des 9. Gesundheitsziels das Publikum bis zum Schluss in ihrem Bann, so dass die ca. 100 Teilnehmenden am Ende des Tages mit vielen neuen Ideen und Impulsen nach Hause gehen konnte und hoffentlich für jede:n etwas zum Mitnehmen und/oder Weiterdenken dabei war. Danke an alle, die dabei waren und durch ihre aktive Mitarbeit und den wertschätzenden Umgang zum Gelingen der Fachtagung beigetragen haben!

Foto einer Veranstaltung

Foto: Lindemann

Website
Durch neue Unterkapitel zeigt sich die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt übersichtlicher strukturiert. Aktuelle Veranstaltungen von externen Anbieter:innen rund um Schwangerschaft, Geburt und Familie finden sich nun chronologisch eingepasst zwischen den eigenen Veranstaltungen des Aktionsbüros. Sollten Sie eine interessante Veranstaltung zur Veröffentlichung auf der Website haben, nutzen Sie gerne das Kontaktformular auf der Website. Daneben haben die Fachinformationen ein neues Layout erhalten und sind jetzt in die jeweiligen Fachthemen untergliedert.

Sie sind herzlich eingeladen, die aktualisierte Website zu erkunden und Ihr Feedback mitzuteilen. Weitere neue Impulse und Themenwünsche sind jederzeit herzlich willkommen!

Netzwerkarbeit 
Die regelmäßige Austauschrunde der Berufsverbände der Hebammen und der Frauen- und Kinderärzt:innen, die vom Aktionsbüro koordiniert und moderiert wird, hat im Juni einen Brief an das Kultusministerium und an das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung versandt, um durch Implementierung eines Schulfaches Gesundheit an Regelschulen zur besseren Umsetzung des 6. Nationalen Gesundheitsziels Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung beizutragen. Kinder sollen nach Vorstellung der Berufsverbände im Rahmen dieses Faches neben z.B. Ernährung und Bewegung schon in der Schule über die Bedeutung und die physiologischen Abläufe von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit informiert werden. Dies soll dazu beitragen, ihr Wissen über diese Lebensphase zu vertiefen und ihr Vertrauen in physiologische Prozesse zu stärken. Langfristig gesehen kann damit auch ein Beitrag zur Senkung der Kaiserschnittrate in Niedersachsen geleistet werden.

Durch den engen Austausch mit den niedersächsischen Hebammenzentralen werden wechselseitig die jeweiligen Fortbildungsangebote transparent gemacht, um sie einer breiten Interessent:innengruppe zugänglich zu machen. Ende August gab es auch wieder ein Treffen mit zwei Vertreter:innen von Mother Hood e.V. Niedersachsen, um sich über aktuelle Projekte auszutauschen. Neuer Netzwerkpartner ist die Beratungsstelle Menschenskind, die nun auch auf der Website des Aktionsbüros aufgeführt ist.

Das nächste länderübergreifende Austauschtreffen der mit der Umsetzung des 9. Nationalen Gesundheitsziels befassten Stellen wird im digitalen Format Ende September stattfinden. Inhaltlich soll es um das Themenfeld „Steuerung und Strukturierung der Versorgung“ gehen.

Postervorträge beim Lübecker interprofessionellem Perinatalkongress (LiP)
Im September wird das Aktionsbüro zwei Poster beim digital ausgerichteten LiP präsentieren. Im ersten Beitrag wird die Arbeit des Aktionsbüros im Rahmen Umsetzung des 9. Nationalen Gesundheitsziels in Niedersachsen vorgestellt und im zweiten Beitrag geht es um die Gutachtenlage und gesetzliche Rahmenbedingungen zum 9. Nationalen Gesundheitsziel in Deutschland sowie um die Umsetzungsschritte in den einzelnen Bundesländern.

   WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Marktzulassung für Impfstoff zum Schutz vor Respiratory Syncytial Virus (RSV) für Säuglinge bis zu sechs Monaten vorgesehen
Die European Medicine Agency (EMA) hat in der Europäischen Union (EU) die Erteilung der Marktzulassung für den Impfstoff Abrysvo zum Schutz vor Krankheiten, die durch das RSV verursacht werden, empfohlen. RSV ist ein weit verbreitetes Atemwegsvirus, das insbesondere bei kleinen Kindern schwerwiegende Folgen haben kann und in Europa als eine der Hauptursachen für pädiatrische Krankenhausaufenthalte wegen Bronchiolitis, Lungenentzündung und Atemnot gilt. Der Impfstoff ist für die passive Immunisierung von Säuglingen von der Geburt bis zum Alter von sechs Monaten geeignet. Die Prävention der RSV-Erkrankung wird von der EMA als von großem Interesse für die öffentliche Gesundheit eingestuft.

Traumatische Geburt und traumasensible Geburtsbegleitung
Kerstin Weidner, Catharina Barthmann, Julia Leinweber

Ob eine Frau die Geburt ihres Kindes als stärkende und glückliche Erfahrung erlebt oder ob Leid und Verzweiflung die dominierenden Erinnerungen sind, ist von vielen Faktoren abhängig. Weidner, Barthmann und Leinweber benennen hier insbesondere biografische traumatische Erfahrungen aber auch geburtshilflich indizierte Eingriffe als Risikofaktoren, die die Mutter-Kind-Bindung beeinträchtigen können und eine Gefahr für spätere Traumafolgen darstellen. Der Artikel betrachtet die Ursachen und Präventionsstrategien traumatischer Geburtserlebnisse interdisziplinär aus geburtshilflicher, hebammentechnischer und psychotherapeutischer Sicht.

Increased late preterm birth risk and altered uterine blood flow upon exposure to heat stress 
(Erhöhtes Risiko einer späten Frühgeburt und veränderter Uterusdurchblutung bei Hitzestress): Dennis Yüzen, Isabell Graf, Ann-Christin Tallarek, Bettina Hollwitz, Christian Wiessner, Ekkehard Schleußner et. al.

Die als Volltext zugängliche Arbeit betrachtet retrospektiv über den Zeitraum von 1999 bis 2021 anhand von n = 42.905 Geburtsdaten von Einlingsschwangerschaften den Zusammenhang von Hitze und Frühgeburtlichkeit im Raum Hamburg. Es wird nachgewiesen, dass sowohl extreme Hitze als auch längere Perioden der Hitzeexposition in Regionen mit gemäßigtem Klima das relative Risiko für eine Frühgeburt signifikant erhöhen. Daraus wird die Empfehlung abgeleitet, diese Erkenntnis in der vorgeburtlichen Routineversorgung zu berücksichtigen. 

Digitale Hebammenbetreuung in der COVID-19-Pandemie in Deutschland – Akzeptanz bei Müttern
Nicola H. Bauer, Dagmar Hertle, Luisa Schumacher

Während der Covid-19-Pandemie wurden in Deutschland erstmals digitale Hebammenleistungen ermöglicht, um die ambulante Hebammenversorgung von Schwangeren aufrecht zu halten. Seit Juni 2021 erlaubt das Digitale-Versorgungs-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) eine Verstetigung dieser digitalen Angebote, sodass nun eine dauerhafte Leistungserbringung der Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft und im Wochenbett möglich ist. Die Studie „Digitale Hebammenbetreuung im Kontext der Covid-19-Pandemie“ erfasst eine erste Evaluation der neu eingeführten digitalen Angebote nach der Covid-19-Pandemie aus Sicht von Hebammen und Müttern. Von Februar bis März 2021 wurde die Querschnittsstudie bundesweit mit einem Online-Fragebogen durchgeführt. Die Mütter (n=1821) wurden zur Inanspruchnahme, Zufriedenheit und den Potenzialen der digitalen Hebammenbetreuung in Schwangerschaft und Wochenbett anonymisiert befragt.

Rund ein Drittel der Frauen nahmen digitale Hebammenleistungen in der Schwangerschaft und/oder im Wochenbett in Anspruch. 80% berichteten über positive Erfahrungen. Besonders die Versorgung während der Schwangerschaft, wie beispielsweise Beratungen oder Kurse, eignen sich aus Sicht der Befragten sehr gut als digitale Leistungen. Als Vorteile wurden insbesondere die Weg-/Zeitersparnis und während der Pandemie der Infektionsschutz benannt. Bei der Wochenbettbetreuung hingegen wurde von den Müttern die Anwesenheit einer Hebamme bevorzugt.

In der Hebammenversorgung hat die Covid-19-Pandemie einen Fortschritt in der Digitalisierung bewirkt, der von den Familien gut angenommen wurde. Besonders für das verstetigte Digitale-Versorgungs-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) gibt die Studie wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung der digitalen Hebammenbetreuung.

Potential for Maternally Administered Vaccine for Infant Group B Streptococcus
(Potenzial für einen maternal verabreichten Impfstoff gegen Streptokokken der Gruppe B bei Säuglingen): Shabir A. Madhi, Annaliesa S. Anderson, Judith Absalon, David Radley, Raphael Simon, Babalwa Jongihlati, Renate Strehlau, Anika M. van Niekerk, Alane Izu, Niree Naidoo, Gaurav Kwatra, Yogandree Ramsamy, et al.

Im New England Journal of Medicine erschien ein Artikel zu den Ergebnissen einer Phase-2-Studie mit einem Impfstoff gegen die Kapselpolysaccharide von sechs Gruppe B-Streptokokken-Serotypen (GBS6), die weltweit zu den häufigsten Erregern der Neugeborenensepsis gehören und für 98% der Erkrankungen verantwortlich sein sollen. Die Probandinnengruppe der Studie umschloss 360 Schwangere, eine weitere Gruppe erhielt eine Placebo-Impfung. Ziel war, unter Gewährleistung von Sicherheit für Mutter und Kind, zunächst die Immunisierung der Schwangeren und folgend durch Weitergabe der plazentagängigen Antikörper an das Ungeborene auch dessen Immunisierung zu erreichen, um das Neugeborene später vor der Infektion mit GBS6 zu schützen. Das immunologische Ziel der Impfung, wurde bei 57 % bis 97 % der Neugeborenen erreicht. Die Nebenwirkungen der Impfung war in den Studiengruppen bei den Schwangeren ähnlich, einzig die lokalen Reaktionen an der Einstichstelle waren bei der mit Wirkstoff geimpften Gruppe höher. Bei den Säuglingen wurden als häufigste schwerwiegende unerwünschte Ereignisse geringfügige angeborene Anomalien (Nabelbruch und angeborene dermale Melanozytose) beschrieben. Die Ergebnisse der Schutzwirkung des Impfstoffs GBS6 werden nun in einer Phase-3-Studie an einer größeren Probandinnengruppe überprüft. Eine Zulassung könnte insbesondere für Länder interessant sein, in denen die Schwangerenvorsorge und damit auch die Möglichkeit für ein Screening auf GBS6 nur ungenügend etabliert ist bzw. in denen die Diagnostik und Therapie der Neugeborenensepsis nur unzureichend erfolgen kann.

   BEST PRACTICE

In dieser Rubrik wird ein Best-Practice-Beispiel vorgestellt, das dazu beiträgt, das Angebot und/oder die Unterstützung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr in einer Region zu verbessern. In diesem Newsletter stellt sich die Selbsthilfegruppe „Mutterherz“ vor.

Selbsthilfegruppe „Mutterherz“: Schwangerschaftsbedingte Erkrankung PPCM - gemeinsam gegen eine seltene Herausforderung
Die Peripartale Kardiomyopathie (PPCM) ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Herzerkrankung, die Frauen während oder kurz nach der Schwangerschaft betrifft. Bei PPCM nimmt die Pumpfunktion des Herzmuskels ab, was zu einer verschlechterten Herzleistung führt. Die Symptome von PPCM können unspezifisch sein und von Patientin zu Patientin variieren. Zu den häufigsten Anzeichen gehören Atemnot, Müdigkeit, Ödeme (Schwellungen), Herzrasen, Brustschmerzen und ein vergrößertes Herz. Da diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, ist eine genaue Diagnose wichtig.

Die Diagnose von PPCM basiert auf einer sorgfältigen klinischen Untersuchung, einer Echokardiographie (Ultraschall des Herzens) und gegebenenfalls weiteren bildgebenden Verfahren wie einer Magnetresonanztomographie (MRT). Die Ergebnisse helfen dabei, die Funktion des Herzmuskels zu bewerten und andere mögliche Ursachen auszuschließen. Für Frauen, die mit PPCM konfrontiert sind, kann dies eine überwältigende und einschneidende Erfahrung sein. Inmitten dieser Herausforderung haben sich betroffene Frauen zusammengeschlossen, um die Selbsthilfegruppe „Mutterherz“ zu gründen. Ihre gemeinsame Erfahrung mit PPCM hat sie vereint und sie setzen sich dafür ein, Bewusstsein für diese Erkrankung zu schaffen und Frauen mit PPCM besser zu unterstützen.

Die Selbsthilfegruppe „Mutterherz“ besteht aus Frauen, die entweder nach Mehrlingsschwangerschaften eine PPCM entwickelt haben oder nach ihrer zweiten oder dritten Geburt mit PPCM konfrontiert waren. Diese Frauen, die im Alter von Ende 20 bis knapp über 40 Jahren sind, treffen sich in regelmäßigen Videokonferenzen jeweils am ersten Dienstag jedes Monats. Der Austausch in der Gruppe bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu verarbeiten und gegenseitige Unterstützung zu erfahren. Dieser Zusammenhalt gibt ihnen Kraft und Motivation, auf PPCM aufmerksam zu machen, um eine frühzeitige Erkennung und bessere Behandlungsmöglichkeiten zu fördern.

Die Selbsthilfegruppe hat eine Facebook-Gruppe mit über 90 Teilnehmerinnen ins Leben gerufen und tauscht sich auch über WhatsApp (0162-5286455) aus. Diese Plattformen dienen als wertvolle Ressourcen, um Wissen zu teilen, Fragen zu beantworten und Unterstützung anzubieten. Indem sie sich gegenseitig ermutigen und Informationen verbreiten, tragen die Frauen von „Mutterherz“ dazu bei, dass PPCM schneller erkannt und besser behandelt wird.

Bewusstseinsbildung und Aufklärung: Die Selbsthilfegruppe „Mutterherz“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über PPCM aufzuklären. Durch ihre Präsenz in den sozialen Medien, das Teilen von Erfahrungsberichten und die Verbreitung von Informationen möchten sie Frauen und medizinisches Fachpersonal sensibilisieren. Viele Menschen, einschließlich einiger Ärzt:innen, sind bislang nicht ausreichend über PPCM informiert, was zu Verzögerungen bei der Diagnose und Behandlung führen kann. Weitere Informationen und der Info-Film unter ppcm-mutterherz.de und youtu.be/rXzzX8ssPe0.

   MEDIENTIPP

Fallbericht zur Embryonenspende

Katja, inzwischen Mutter, berichtet von ihrem über lange Jahre bestehenden Kinderwunsch, der schließlich in Spanien durch eine (in Deutschland verbotene) Embryonenspende erfüllt wurde. Der Film zeigt sachlich und dennoch emotional auf, dass es hier sowohl aus Klientinnensicht als auch aus der Perspektive der behandelnden Ärzt:innen den Bedarf gibt, in Deutschland einen legalen rechtlichen Rahmen für diese Thematik zu schaffen – auch, um Vorurteile abzubauen und Transparenz zu ermöglichen. 

www.ardmediathek.de/video/close-up/katja-die-embryonenspende-war-meine-letzte-chance/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8yMDAzNzg

Fallbericht zu Schwangerschaft mit Brustkrebserkrankung

"Der Krebs ist zurück, ich bin schwanger und kämpfe dieses Mal nicht alleine". Katrin ist schwanger und hat Brustkrebs. Die ARD-Dokumentation begleitet sie und ihren Mann Quentin auf dem Weg zwischen Chemotherapie und Schwangerschaft. Mit unglaublicher Kraft begegnet sie allen Höhen und Tiefen. Nach Beendigung der Chemotherapie kann Katrin sich auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Baby Emma kommt gesund zur Welt und ist das persönliche Wunder der kleinen Familie. Bewegend und emotional zeigt die Dokumentation die außergewöhnliche Geschichte von Katrin und ihrer Familie. 

www.ardmediathek.de/video/dokumentation-und-reportage/babyglueck-trotz-krebs/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYl80Y2RlY2E4Ny1mNzAzLTQ1ODctODM2Mi1jMzA1M2JlYzRkZWNfcHVibGljYXRpb24

Von Wunschkindern und Glücksboten

Titelbild des Buchtipps: Von Wunschkindern und Glücksboten

Mit ihrem von Marta Abad Blay liebevoll illustrierten Buch möchte die Lebens- und Sozialberaterin Julia König Eltern dabei unterstützen, mit ihrem durch Ei- und/oder Samenspende entstandenen Kind offen über seine besondere Form der Entstehung zu sprechen. Nach einer kindgerechten Aufklärung zur natürlichen Zeugung eines Kindes thematisiert das Buch den Kummer, wenn sich auf diese Weise keine Schwangerschaft einstellen will und zeigt Wege auf, wie Paare mit Hilfe von „Glücksboten“ auf unterschiedliche Weise doch Eltern werden können. Die Verwendung von Fachbegriffen wie Embryo oder Mikroskop erfordert beim Vorlesen gelegentlich erklärende Worte. Am Ende findet sich Platz für eigene (Ultraschall-) Bilder. (sdw)

JULIA KÖNIG: Von Wunschkindern und Glücksboten. Zur Aufklärung von Kindern, die mit Hilfe von Eizellspende, Samenspende oder Doppelspende entstanden sind. 1. Auflage. FamART, Mörfelden (Österreich), 2023, 29 Seiten, ISBN 78-3-9505-3820-5, Paperback 29,50 Euro

Passend zum Start ins Wintersemester werden in diesem Newsetter zwei neu erschienene bzw. neu aufgelegte Fachbücher vorgestellt:

Anatomie und Physiologie für Hebammen

Titelbild des Buchtipps: Anatomie und Physiologie für Hebammen

Endlich gibt es ein Anatomie- und Physiologiebuch speziell für Hebammen und Studierende der Hebammenwissenschaft. Klar und verständlich führt es in die Fachterminologie und die Grundlagen der Naturwissenschaften ein. Die Unterkapitel Genetik und Vorgeburtliche Entwicklung sind hier besondere Highlights. Es folgt ein umfangreicher Überblick zu Bau und Funktion der Organsysteme. Zahlreiche Abbildungen, Fotos, Mindmaps und Merke-Boxen erleichtern das Verstehen und immer wieder wird der Bezug zur Geburtshilfe hergestellt. Die Kapitel Heranwachsen und Altern und Anatomie in Vivo runden das Buch ab. Über QR-Codes abrufbare Videos zeigen funktionelle Abläufe. Insgesamt viel mehr als nur ein Anatomiebuch und eine absolute Bereicherung auch für Lehre der Hebammenwissenschaft. (sdw)

THIEME (HRSG.). Anatomie und Physiologie für Hebammen. 1. Auflage. Thieme, Stuttgart, 2023, 580 Seiten, ISBN 978-3-13-244262-7, Paperback 69,99 Euro

Schwangerenvorsorge durch Hebammen

Titelbild des Buchtipps: Schwangerenvorsorge durch Hebammen

Das Standardwerk erscheint nach neun Jahren endlich in vierter Auflage, die sich bzgl. der Untergliederung eng an der dritten Auflage orientiert und wieder von vielen namhaften Autor:innen verfasst wurde. Der erste Teil behandelt Grundlagen inklusive eines Kapitels zum evidenzbasierten Arbeiten. Im zweiten Teil geht es um die praktische Durchführung und der dritte Teil befasst sich mit organisatorischen Belangen. Ein viertes Kapitel gibt Einblick in die gesetzlichen Regelungen zum Thema Schwangerenvorsorge. Insgesamt ein praxisnahes Buch, das einen umfangreichen Überblick vermittelt und den Einstieg in eine gute und sichere Vorsorgearbeit ermöglicht. (sdw)

DEUTSCHER HEBAMMENVERBAND E.V.: Schwangerenvorsorge durch Hebammen. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart, 2023, 404 Seite, ISBN 978-3-13-244374-7, Paperback 54,99 Euro

█    Sie haben auch ein tolles Buch gelesen, das Sie gern weiterempfehlen möchten? Wir freuen uns über Ihren Buchtipp!

   VERSCHIEDENES

Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerkes 2023 liegt vor
Familienministerin Lisa Paus hat gemeinsam mit Holger Hofmann (Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes) und Thomas Krüger (Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes) den Kinderreport 2023 vorgestellt. Der Bekämpfung von Kinderarmut wird darin von weiten Teilen der Bevölkerung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und es wird der Wunsch nach einer grundlegenden Veränderung der politischen Rahmenbedingungen geäußert, um hier Abhilfe zu schaffen. Dafür wären zwei Drittel der befragten Erwachsenen bereit, mehr Steuern zu bezahlen. Die befragten Kinder und Jugendlichen äußerten vor allem das Interesse nach stärkerer Einbeziehung an Vorgängen und Entscheidungen zu Themenbereichen wie Schule, Familie, Sport-, Kultur- und Freizeitangeboten. Thomas Krüger fordert „endlich ein klares Signal aller an die junge Generation, dass der gesellschaftliche Skandal der Kinderarmut entschieden angegangen wird“. Eine Zusammenfassung der wesentlichen Daten aus der Befragung von 682 Kindern und 1011 Erwachsenen ist neben der Vollversion ebenfalls frei zugänglich.

Zahl der Schwangerschaftsabbrüche gestiegen
Das statistische Bundesamt (Destatis) teilte in der Pressemitteilung 248 vom 26. Juni mit, dass die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche im ersten Quartal des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 6,8% gestiegen ist. Der bereits im Jahr 2022 beobachtete Anstieg (um 4,8% im Vergleich zum ersten Quartal im Jahr 2021) setzt sich damit weiter fort. Dieses Phänomen zeigt sich bei näherer Betrachtung aber nicht gleichmäßig in allen Bundesländern. Ein besonders starker Anstieg ist z.B. in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu sehen. In Niedersachen zeigt sich nach einem moderaten Anstieg im ersten Quartal 2022 nun sogar ein leichter Rückgang. 96% der Abbrüche wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen, der überwiegende Anteil wurde ambulant und mit der Absaugmethode durchgeführt.

Geburten im 1. Quartal 2023 weiter auf niedrigem Niveau
Laut Pressemitteilung Nr. 227 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 14. Juni 2023 wurden in Deutschland im Jahr 2022 nach vorläufigen Ergebnissen rund 739 000 Kinder geboren. Damit war die Geburtenzahl im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 um 5,6% niedriger und sank gegenüber dem geburtenreichen Jahr 2021 um 7,1%. Auch Anfang des Jahres 2023 blieben die Geburten auf niedrigem Niveau. Nach vorläufigen Angaben wurden im 1. Quartal 2023 rund 162 000 Kinder geboren. Das waren bisher 4,8% weniger als im Vorjahreszeitraum (170 000 Geborene). Ähnlich niedrige Zahlen gab es letztmalig im jeweils 1. Quartal der Jahre 2006 bis 2013. Ein Rückschluss auf das prospektive Jahresergebnis ist derzeit noch nicht zulässig. Der langfristige Vergleich zeigt allerdings, dass die Entwicklung im 1. Quartal sich häufig im gesamten Kalenderjahr fortsetzt. Eine niedrige Geburtenzahl im 1. Quartal 2023 dämpft somit die Erwartungen auf eine Erholung der Geburten im aktuellen Jahr. Als eine der wichtigsten Ursachen für die sinkende Geburtenzahl wird die rückläufige Zahl der Frauen im Alter von Ende 20 bis Ende 30 benannt.  Besonders stark wirkt sich diese Entwicklung derzeit in den ostdeutschen Flächenländern aus, wo die entsprechenden Jahrgänge von Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre besonders schwach besetzt sind. Auch die Verunsicherung der Bevölkerung durch zahlreiche Krisen könnte sich negativ auf die Familienplanung ausgewirkt haben.

Eizellspende in Deutschland – Zwischen Selbstbestimmung, Vulnerabilität und reproduktiver Gerechtigkeit 
Nach derzeit geltendem Recht ist die Eizellspende in Deutschland verboten. Frauen bzw. Paare mit Kinderwunsch können dieses Verbot durch Inanspruchnahme bestehender Möglichkeiten im Ausland umgehen. Auf politischer Ebene wird darüber diskutiert, ob es ethisch besser vertretbar wäre, einen entsprechenden rechtlichen Rahmen dafür auch in Deutschland zu schaffen.

Am 15. Juni richtete das Zentrum für Gesundheitsethik (ZfG) an der Akademie Loccum in Kooperation mit dem Institut für experimentelle Medizin am Arbeitsbereich Medizinethik der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel eine Fortbildungsveranstaltung zur Eizellspende in Deutschland aus. Das Thema wurde in fünf Vorträgen (Die Eizellspende als Verfahren zur Behandlung ovarieller Infertilität, Ethische Aspekte der Eizellspende, Zwischen Arbeit, fremdnütziger Biomedizin und biologisch-genetischer Verwandtschaft, Intersektionale feministische Perspektiven auf den Eizelltransfer, Empirische Studien zu Praktiken der Eizell“spende“ in Großbritannien und Spanien und Eizellspende in Österreich – wie hat sich die Situation seit der Legalisierung entwickelt ) aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und sehr lebhaft und kontrovers diskutiert. Der sorgsame Schutz der Spenderinnen wurde als besonders sensibles Feld bei einer zu schaffenden Gesetzgebung herausgearbeitet.

Stellungnahme des Bündnisses Gute Geburt
Das Bündnis Gute Geburt, ein Zusammenschluss aus verschiedenen bundesweit tätigen Organisationen, hat Ende Mai eine Stellungnahme zur Versorgung rund um die Geburt und zur Umsetzung eines Aktionsplans zum Nationalen Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ an die Bundesministerien für Gesundheit (BMG), für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Bildung und Forschung (BMBF) sowie an die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Dr.in Kirsten Kappert-Gonther, adressiert. Das Bündnis fordert eine Qualitätsoffensive, um dem Notstand in der Versorgung von Frauen, Kindern und Familien in Deutschland entgegenzuwirken. In dem Papier wird auch die Einrichtung einer Koordinierungsstelle auf Bundesebene angeregt, um die Aktivitäten der Berufsverbände, des Bundes sowie der Länder und der Kommunen im Interesse der Frauen- und Familiengesundheit für ein zielführendes Reformwerk zusammenzubringen. Der vollständige Wortlaut der Stellungnahme ist über den oben eingefügten Link verfügbar.

Gestaltung der weiteren Umsetzung des 9. Nationalen Gesundheitsziels in Niedersachsen
Am 17. Mai wurde durch Christoph Eilers eine Kleine Anfrage an den Niedersächsischen Landtag gerichtet. Der Abgeordnete, der sich auch in der Initiative Gute Geburt im Landkreis Cloppenburg engagiert, fragte angesichts des nahenden Endes der Projektlaufzeit des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen nach dem Stand der Umsetzung der geplanten Projektmaßnahmen, der Nachhaltigkeit der Pläne bzgl. der noch offenen Arbeitspakete und den Plänen der Landesregierung zur Verlängerung bzw. Verstätigung des Projektes in Anbetracht der drohenden oder vorhandenen erheblichen Versorgungsdefizite für Schwangere, Gebärende, Wöchnerinnen und Kinder. Der vollständige Wortlaut der Fragen und die Antworten der Landesregierung vom 31. Mai ist frei zugänglich. Eine konkrete Perspektive zur Zukunft des Aktionsbüros wird hier noch nicht aufgezeigt.

Die Tötung eines Kindes aus Täter:innensicht
Zum Tabu-Thema Kindstötung „Erklärungsversuche der Psychologie und Sozialpädagogik für ein unerklärliches Phänomen“ hatte die Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) an zwei Abenden in ihre Räumlichkeiten eingeladen. Am 14. August stellte Frau Prof.in Dr.in Marlies Kroetsch die Ergebnisse der ihrer Promotion zugrunde liegenden Studie Tötungsdelikte an Kindern unter 6 Jahren: Modul "Interviews mit TäterInnen“ vor. Sie berichtete von der Auswertung einer Interviewreihe mit Müttern und Vätern, die ihre Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren getötet haben. Kroetsch arbeitete dabei heraus, dass die Beziehung der Täter:in zu den eigenen Eltern eine wichtige Rolle spielt.  Insbesondere ein früher Verlust der Eltern durch Tod oder totalen Beziehungsabbruch oder auch der Verlust eines Geschwisterkindes kam in den Täter:innenbiographien überdurchschnittlich häufig vor. Im Anschluss an den Vortrag gab es eine angeregte Diskussion und einen Ausschnitt aus dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Die Kinder sind tot“ von Aelrun Goette. Der Film zeigt ein kollektives Versagen des gesamten Umfeldes, das schließlich den tragischen und qualvollen Tod der Kinder durch Vernachlässigung zur Folge hatte. Im Rahmen des zweiten Teils der Veranstaltung mit Frau Dr.in med. Nahlah Sameh, Deutschlands bekanntester forensischer Gutachterin, wurden offene Fragen aus dem Publikum besprochen. Frau Dr.in Sameh hat zum Thema Kindstötung verschiedene Bücher verfasst, z. B. „Das liebe Böse: Warum wir gut sein wollen und nicht können“, „Grausame Frauen: Schockierende Fälle einer forensischen Psychiaterin“ und „Jeder kann zum Mörder werden: Wahre Fälle einer forensischen Psychiaterin“. Im Gespräch wurden die Fragen am 15. August aufgegriffen und das Publikum hatte die Gelegenheit, mit der bekannten Forensikerin in den Austausch zu gehen. Ein informeller Ausklang bei Wein und Fingerfood bildete den Abschuss dieses schwierigen und emotional sehr belastenden Themas.

   VERANSTALTUNGEN

Mehrlinge in der Geburtshilfe – Der Start macht den Unterschied – Warum besondere Geburtsvorbereitung wichtig ist

   4. Oktober 2023, 16:30 – 18:00 Uhr, Zoom

Mehrlingsschwangerschaften stellen die begleitenden geburtshilflichen Teams vor besondere Herausforderungen. Um die werdenden Eltern optimal auf die Geburt und das Leben mit mindestens zwei Neugeborenen vorzubereiten, die Rate vermeidbarer Kaiserschnitte zu senken, Ängste zu nehmen und mit gefährlichen Halbwahrheiten aufzuräumen, bedarf es von Beginn an einer besonderen, interdisziplinären Begleitung. Das bundesweit tätige Kompetenzzentrum extrakind hat gemeinsam mit den Universitäts- und Lehrkliniken Hannover, München, Frankfurt, Essen und Coesfeld allein im vergangenen Jahr fast 500 werdende Mehrlingsfamilien auf ihrem Weg in das wohl größte Abenteuer ihres Lebens begleitet und ermöglicht in dieser Veranstaltung einen wichtigen Perspektivwechsel.

Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

   18.Oktober 2023, 10:00 – 16:30 Uhr, Akademie des Sports, Hannover

Das deutsche Gesundheitswesen soll laut dem 125. Deutschen Ärztetag bereits bis zum Jahr 2030 nachhaltiger und insbesondere klima- bzw. treibhausgasneutral werden. Das bedeutet für die Gesundheitseinrichtungen an vielen Stellen Nachhaltigkeit und Klimaschutz neu mitzudenken und darüber hinaus Andere für das Mitwirken zu motivieren. Dabei hat insbesondere auch Digitalisierung ein großes Potenzial.

Die Fachtagung der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. und der Techniker Krankenkasse möchte Rahmenbedingungen, Herausforderungen und aktuelle Handlungsansätze aufzeigen. Es werden konkrete Unterstützungsangebote vorgestellt, um Maßnahmen zur Nachhaltigkeit in ärztlichen Praxen, Krankenhäusern und weiteren Einrichtungen der Gesundheitsversorgung umzusetzen und dadurch fit für die Zukunft zu werden und auch die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.

Zweiteilige Reihe zu Folgen von Gewalt während der Geburt und im ersten Lebensjahr in Kooperation mit den Frühen Hilfen rund um den Roses Revolution Day 

Teil 1 – Geburtshilfliche Gewalt in Niedersachsen – (K)ein Problem?

   22. November 2023, 14:30 – 16:30 Uhr, Zoom

Woran kann es liegen, wenn Mütter, Väter oder Babys auch nach vielen Wochen nicht in den Schlaf finden, wenn nach und nach Ängste und Antriebslosigkeit die Lebensqualität derart einschränken, dass eine Familie kaum noch das Haus verlassen kann, die Paarbeziehung als Belastung empfunden wird und warum weint die Frau immer, sobald jemand von Geburt spricht? Gewalt unter der Geburt kann massive Folgen für die psychische Gesundheit einer Familie haben, wenn es zu einer Traumatisierung gekommen ist.

Doch nicht nur Gebärende, Kinder und Väter können durch Gewalt unter der Geburt eine Traumatisierung erleiden, auch Hebammen, Ärzt:innen und Studierende können darunter leiden. Die Veranstaltung soll diejenigen unterstützen, die professionell hinhören und die an fachliche Hilfen weitervermitteln, wenn es zu Traumatisierungen durch Gewalt unter der Geburt gekommen ist. Es soll ein Beitrag dazu geleistet werden, gewaltfreie Räume für Gebärende zu erhalten oder zu schaffen.

Triggerwarnung: Es werden Themen, die körperliche, seelische oder sexualisierte Gewalt beinhalten, sowie Diskriminierung und Traumafolgestörungen dargelegt.

Teil 2 – Forschungsergebnisse zum Schütteltrauma und präventive Ansätze

   29. November 2023, 14:30 – 16:30 Uhr, Zoom

Über 30 Verbände, Vereine und Institutionen aus dem Gesundheitswesen, dem Kinderschutz und der Kinder- und Jugendhilfe haben sich seit 2017 dem "Bündnis gegen Schütteltrauma" angeschlossen und unterstützen die Verbreitung von Medien an möglichst viele (werdende) Eltern. Das Bündnis vereint zudem regionale und bundesweite Präventionsmaßnahmen gegen das Schütteltrauma. Neben der Gründung des Bündnisses hat das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) auch eine repräsentative Befragung zum Babyschreien und Schütteltrauma in Auftrag gegeben. Deren Ergebnisse sowie die Aufklärungsmaterialien stellt das NZFH vor.

Das Schütteltrauma ist die häufigste Ursache von schweren Behinderungen und Todesfällen von Kindern im ersten Lebensjahr. Das Präventionsteam, gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, ist berlinweit für die Aufklärung unterwegs. Sie geben Einblicke in die praktische Arbeit, die unterschiedlichen Module und zeigen Möglichkeiten und Grenzen für den Einsatz eines Schütteltraumasimulators. Ergänzend werden in der Veranstaltung Ursachen und Folgen besprochen und ganz konkrete Ansätze für die Praxis und das Einbringen des Themas aufgezeigt.

Triggerwarnung: Es werden Themen, die körperliche, seelische oder sexualisierte Gewalt beinhalten, sowie Diskriminierung und Traumafolgestörungen dargelegt.

Reanimationsfortbildung für Hebammen

   11. Dezember 2023, 10:00 – 14:00 Uhr, Ronnenberg

Reanimation ist eine regelmäßige Pflichtfortbildung für Hebammen. Dieses praxisnah gestaltete Angebot in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz bietet in vier Stunden das Neuste rund um Erstversorgung im Notfall bis hin zu Wiederbelebungsmaßnahmen für Säuglinge, Kinder und Erwachsene. Die Anmeldung für das kostenpflichtige Angebot erfolgt über die Hebammenzentrale Hannover.

 

Sie möchten auf eine Veranstaltung in Ihrer Region aufmerksam machen? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift! Da der Newsletter immer zum Ende eines Quartals erscheint, werden bevorzugt die Veranstaltungen aufgenommen, die im Folgequartal stattfinden werden.

   IM GESPRÄCH MIT ...

Porträtfoto von Frau Marit Kukat

Marit Kukat
Landeskoordinatorin des primärpräventiven Angebots „wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt“ in Niedersachsen

Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!

Marit Kukat: Ich heiße Marit Kukat und bin die Landeskoordinatorin des primärpräventiven Angebots „wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt“ in Niedersachsen. Ich begleite und berate die über 20 niedersächsischen wellcome-Teams, die Familien im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes durch Ehrenamtliche mit viel Herz im Alltag entlasten, begleitend beraten und in weitere Angebote u. a. der Frühen Hilfen lotsen. Die wellcome-Teams befinden sich in Trägerschaft von Familienbildungsstätten, Schwangerenberatungsstellen und verschiedenen Verbänden und Vereinen, die sich mit großem Engagement Kindern und ihren Familien widmen. 2023 haben wir das 15-jährige Bestehen von wellcome in Niedersachsen und zahlreiche Standort-Jubiläen gefeiert. Dank der guten Zusammenarbeit der über 400 Ehrenamtlichen, der Teamkoordinatorinnen, der Träger der Standorte & des Landesbüros und der wellcome gGmbH sowie der finanziellen Förderung des Sozialministeriums des Landes Niedersachsen entlasten wir Familien nachweislich wirkungsvoll.

Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?

Marit Kukat: Mit Sozialminister Dr. Andreas Philippi, der im Februar 2023 die Schirmherrschaft für wellcome Niedersachsen übernommen hat, sowie Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung der Niedersächsischen Kommunen würde ich mich sehr gerne austauschen.

Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?

Marit Kukat: Mein Thema wäre das Konzept von wellcome, das sich mit vergleichsweise geringem finanziellem Aufwand in bestehenden Strukturen schnell umsetzen lässt und die nachgewiesene Wirkung, die die Ehrenamtlichen und Teamkoordinatorinnen damit bei Familien mit Baby erzielen. Die Teams und ihre Trägereinrichtungen sind ein wichtiger Bestandteil der Präventionsketten vor Ort. Sie setzen um, was im 4. Nationalen Gesundheitsziel gefordert wird: Das erste Jahr nach der Geburt wird als Phase der Familienentwicklung unterstützt sowie eine gesunde Entwicklung von Eltern und Kind ermöglicht und gefördert. Leider jedoch können nicht in allen Regionen Niedersachsens Familien mit Baby auf niederschwellige, unkomplizierte Unterstützung zurückgreifen. Interessierte Träger sind für die Finanzierung eines wellcome-Teams in der Regel auf die Kooperation mit der Kommune angewiesen. Angesichts vieler Herausforderungen zeigen sich kommunalpolitische Vertreter:innen zu selten zugänglich für die Argumente, ein primärpräventives Angebot mit hohem ehrenamtlichen Aktivierungspotenzial finanziell zu fördern, auch wenn eine anteilige Förderung über Landes- und Bundesmittel möglich wäre. Das gesellschaftliche Miteinander und die große Bedeutung des Ehrenamtes werden immer wieder öffentlich hervorgehoben, aber es wird nicht in die notwendigen Strukturen und Rahmenbedingungen investiert. Andere Kommunen erfinden das Rad lieber neu – ungeachtet dessen, dass ein jahrzehntelang erprobtes, evaluiertes Angebot wie wellcome schneller und auch nachgewiesen wirkungsvoller Entlastung für Familien bieten würde sowie haushaltpolitisch betrachtet effizienter wäre.

Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrer/Ihrem Gesprächspartner:in eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?

Marit Kukat: Ich wünsche mir

  • für alle Familien in Niedersachsen, die sich im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes eine Pause im Alltag wünschen, ein wellcome-Team in ihrer Nähe und dazu für alle interessierten neuen Träger eine gute Kooperation mit der zuständigen Kommune sowie eine solide Anschubfinanzierung aus öffentlichen Mitteln oder Patenschaften von Unternehmen,  
  • für die über 400 Ehrenamtlichen, dass sie weiterhin von solch engagierten Teamkoordinatorinnen begleitet werden, so dass sie den Familien mit viel Herz ihre Zeit schenken können,
  • für alle Teamkoordinatorinnen die notwendigen Ressourcen, um ausreichend viele Ehrenamtliche entsprechend ihres Einzugsgebietes aktivieren, vermitteln und binden zu können,
  • für alle wellcome-Träger eine verlässliche Zusage, dass wellcome ein fester Bestandteil der örtlichen Unterstützung für Familien bleiben soll und dies durch eine (öffentliche) Förderung – ebenso niedrigschwellig wie das Angebot selbst – belegt wird.

Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?

Marit Kukat: Zu meinen kontinuierlichen Aufgaben gehört es, die bestehenden wellcome-Teams zu beraten und bei ihrer wichtigen Aufgabe bestmöglich zu begleiten. Es ist mir ein großes Anliegen, weitere Träger für die Gründung von wellcome-Standorte zu begeistern, d. h. Netzwerken und in der Fachöffentlichkeit präsent zu sein. Gern beteilige ich mich an Veranstaltungen unterschiedlichster Formate im Themenbereich Familien im ersten Lebensjahr, Ehrenamt, Frühe Hilfen u.a.

Aktionsbüro: Danke Marit Kukat.

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