Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!
Marit Kukat: Ich heiße Marit Kukat und bin die Landeskoordinatorin des primärpräventiven Angebots „wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt“ in Niedersachsen. Ich begleite und berate die über 20 niedersächsischen wellcome-Teams, die Familien im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes durch Ehrenamtliche mit viel Herz im Alltag entlasten, begleitend beraten und in weitere Angebote u. a. der Frühen Hilfen lotsen. Die wellcome-Teams befinden sich in Trägerschaft von Familienbildungsstätten, Schwangerenberatungsstellen und verschiedenen Verbänden und Vereinen, die sich mit großem Engagement Kindern und ihren Familien widmen. 2023 haben wir das 15-jährige Bestehen von wellcome in Niedersachsen und zahlreiche Standort-Jubiläen gefeiert. Dank der guten Zusammenarbeit der über 400 Ehrenamtlichen, der Teamkoordinatorinnen, der Träger der Standorte & des Landesbüros und der wellcome gGmbH sowie der finanziellen Förderung des Sozialministeriums des Landes Niedersachsen entlasten wir Familien nachweislich wirkungsvoll.
Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?
Marit Kukat: Mit Sozialminister Dr. Andreas Philippi, der im Februar 2023 die Schirmherrschaft für wellcome Niedersachsen übernommen hat, sowie Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung der Niedersächsischen Kommunen würde ich mich sehr gerne austauschen.
Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?
Marit Kukat: Mein Thema wäre das Konzept von wellcome, das sich mit vergleichsweise geringem finanziellem Aufwand in bestehenden Strukturen schnell umsetzen lässt und die nachgewiesene Wirkung, die die Ehrenamtlichen und Teamkoordinatorinnen damit bei Familien mit Baby erzielen. Die Teams und ihre Trägereinrichtungen sind ein wichtiger Bestandteil der Präventionsketten vor Ort. Sie setzen um, was im 4. Nationalen Gesundheitsziel gefordert wird: Das erste Jahr nach der Geburt wird als Phase der Familienentwicklung unterstützt sowie eine gesunde Entwicklung von Eltern und Kind ermöglicht und gefördert. Leider jedoch können nicht in allen Regionen Niedersachsens Familien mit Baby auf niederschwellige, unkomplizierte Unterstützung zurückgreifen. Interessierte Träger sind für die Finanzierung eines wellcome-Teams in der Regel auf die Kooperation mit der Kommune angewiesen. Angesichts vieler Herausforderungen zeigen sich kommunalpolitische Vertreter:innen zu selten zugänglich für die Argumente, ein primärpräventives Angebot mit hohem ehrenamtlichen Aktivierungspotenzial finanziell zu fördern, auch wenn eine anteilige Förderung über Landes- und Bundesmittel möglich wäre. Das gesellschaftliche Miteinander und die große Bedeutung des Ehrenamtes werden immer wieder öffentlich hervorgehoben, aber es wird nicht in die notwendigen Strukturen und Rahmenbedingungen investiert. Andere Kommunen erfinden das Rad lieber neu – ungeachtet dessen, dass ein jahrzehntelang erprobtes, evaluiertes Angebot wie wellcome schneller und auch nachgewiesen wirkungsvoller Entlastung für Familien bieten würde sowie haushaltpolitisch betrachtet effizienter wäre.
Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrer/Ihrem Gesprächspartner:in eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?
Marit Kukat: Ich wünsche mir
- für alle Familien in Niedersachsen, die sich im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes eine Pause im Alltag wünschen, ein wellcome-Team in ihrer Nähe und dazu für alle interessierten neuen Träger eine gute Kooperation mit der zuständigen Kommune sowie eine solide Anschubfinanzierung aus öffentlichen Mitteln oder Patenschaften von Unternehmen,
- für die über 400 Ehrenamtlichen, dass sie weiterhin von solch engagierten Teamkoordinatorinnen begleitet werden, so dass sie den Familien mit viel Herz ihre Zeit schenken können,
- für alle Teamkoordinatorinnen die notwendigen Ressourcen, um ausreichend viele Ehrenamtliche entsprechend ihres Einzugsgebietes aktivieren, vermitteln und binden zu können,
- für alle wellcome-Träger eine verlässliche Zusage, dass wellcome ein fester Bestandteil der örtlichen Unterstützung für Familien bleiben soll und dies durch eine (öffentliche) Förderung – ebenso niedrigschwellig wie das Angebot selbst – belegt wird.
Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?
Marit Kukat: Zu meinen kontinuierlichen Aufgaben gehört es, die bestehenden wellcome-Teams zu beraten und bei ihrer wichtigen Aufgabe bestmöglich zu begleiten. Es ist mir ein großes Anliegen, weitere Träger für die Gründung von wellcome-Standorte zu begeistern, d. h. Netzwerken und in der Fachöffentlichkeit präsent zu sein. Gern beteilige ich mich an Veranstaltungen unterschiedlichster Formate im Themenbereich Familien im ersten Lebensjahr, Ehrenamt, Frühe Hilfen u.a.
Aktionsbüro: Danke Marit Kukat.